Private Investigations – Paths of Critical Knowledge Production in Contemporary Art

Alfredo Cramerotti, Judith Fischer, Geoffrey Garrison, Alison Gerber, Ana Hoffner, Brigitta Kuster, Ralo Mayer, Andrei Siclodi und Alexander Vaindorf

Erschienen in der Reihe Büchs’n’Books — Art and Knowledge Production in Context
Volume 3

Mit Beiträgen von Alfredo Cramerotti, Judith Fischer, Geoffrey Garrison, Alison Gerber, Ana Hoffner, Brigitta Kuster, Ralo Mayer, Andrei Siclodi und Alexander Vaindorf sowie Gespräche zwischen Laura Horelli und Geoffrey Garrison, Nina Möntmann und Alexander Vaindorf, Ralo Mayer und Andrei Siclodi.

Herausgegeben von Andrei Siclodi
1. Auflage, 2011
In englischer Sprache, 144 Seiten
EUR 15,00


ISBN: 978-3-9502583-1-8

Seit einiger Zeit steht ein Aspekt zeitgenössischer Kunst hoch im Kurs theoretischer Erörterungen: die Kunst als Feld und Medium spezifischer Wissensproduktion. Vor allem im Zusammenhang mit der disziplinären Praxis, die der akademische Betrieb als „künstlerische Forschung“ bezeichnet, wird immer wieder – und vor allem von dieser Seite – gebetsmühlenartig auf die unablässige Notwendigkeit einer stabilen Verankerung der künstlerischen Wissensproduktion hingewiesen, die mit einer gesellschaftskritischen (Selbst-)Reflexion der Kunst und ihrer Produzent_innen einhergehen muss. In der globalisierten Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts, so der Grundtenor, müsse die Kunst sich rechtzeitig positionieren, um die eigene gesellschaftliche Relevanz zu behaupten und auf längerer Sicht zu sichern. Die akademische Normierung einer künstlerischen Kritikalität wird mit diesen Argumenten nationalstaatlich gefördert und bildungspolitisch „pragmatisiert“ (wie man früher in Österreich noch so schön sagen durfte). Doch kann eine solche von oben geförderte und durch akademische Curricula normierte Kritikalität jenseits eines selbtreferenziellen Rahmens tatsächlich wirksam sein? Zementiert sie nicht eher, entgegen allem gut Gemeinten, bestehende Hegemonien und (Distributions-)Ökonomien des Wissens? Und welche Alternativen könnten einem immer dominanter werdenden Theorie- und Praxisdiskurs „künstlerischer Forschung“ entgegen gesetzt werden?

Das vorliegende Buch beabsichtigt nicht, primär eine Theorie wider den hegemonialen Begriff der „künstlerischen Forschung“ zu formulieren. Vielmehr kommen darin die Künstler_innen selbst zu Wort (und Bild) – die Akteur_innen also, die auf Grund ihrer jeweiligen Praxis schnell als „künstlerische Forscher_innen“ schubladisiert werden. Eine wesentliche Gemeinsamkeit der vorgestellten Künstler_innen und Kulturproduzent_innen ist, dass ihre investigativen Praktiken auf Grund der jeweiligen Spezifik einer solchen Kategorisierung zu widerstehen vermag. Dies sind private investigations, Praktiken, die eine Unterwanderung hegemonialer Wissensdiskurse, wie sie gegenwärtig nicht zuletzt auch im Kunstkontext selbst zu beobachten sind, versuchen und gleichzeitig eigene Wege der Aneignung und Verarbeitung von Wissen vorschlagen.