Flavio Cury

TRUE TRAGEDY

Der Verlust der kulturellen, sozialen und menschlichen Identität ist ein zentrales Thema in der Arbeit von Pier Paolo Pasolini, die auch den Hauptbezugspunkt für Flavio Curys Videoinstallation True Tragedy bildet. Nach Pasolini markieren die 1950er Jahre durch den zunehmenden Einfluss des Kapitalismus den Beginn einer neuen gesellschaftlichen Dynamik, die sich aufgrund politischer Tatsachen von einer paläo-industriellen hin zu einer neokapitalistischen Welt entwickelt und sich auf eine extreme Technokratie zubewegt. Cury greift diese Kritik an der „Verbürgerlichung“ auf, indem er einen Ausschnitt aus Pasolinis Film Teorema (1968) neu interpretiert. Der Identitätsverlust bedeutet nun auch die Gleichschaltung der Bedürfnisse, die Verzerrung der Modelle, die ursprünglich aus einem kollektiven Mythos entstanden sind – also aus einem realen Bedürfnis – zu Konsummodellen aus der Massenproduktion.

Flavio Cury (*1973) Kunststudium an der University of Campinas, São Paulo, und an der University of Paris VIII, Paris. Seine Videos und Videoinstallationen basieren auf bzw. werden oft von literarischen Texten beeinflusst. Curys Arbeiten heben die Präsenz und die Funktion von Sound hervor. Sie konfrontieren die Betrachter:innen mit visuellen Räumen, von denen das akustische Environment radikal divergiert, wodurch Reverberationen auf unterschiedlichen semantischen Ebenen forciert und die Bedeutung der Bilder herausgefordert werden.
www.flaviocury.net