Vladislav Shapovalov

Vladislav Shapovalov, Image Diplomacy, Recherche-Material

Image Diplomacy

Image Diplomacy erforscht die spezifischen Funktionen des Bildes im System politischer Kultur. Das Projekt beabsichtigt, bestimmte historische Aspekte der Konstruktion des Politisch-Imaginären durch Ausstellungsstrategien und das Medium der Fotografie im 20. Jahrhundert zu beleuchten und mögliche Schlüsse für die Gegenwart zu ziehen.

Die Investigation basiert auf den Materialien eines Archivs mit Sitz in Mailand, das Fotografien und Filme bewahrt, die von der 1925 in der UdSSR gegründeten „Allunionsgesellschaft für kulturelle Beziehungen mit dem Ausland“ an die Länder im Westen Europas geschickt wurden. Das Ziel dieser Intervention des „Sowjetischen Ausstellungskomplexes“ bestand darin, die sozialistische Moderne zu repräsentieren und ein positives und kontrolliertes Bild der UdSSR und des Lebens in der Sowjetunion während des Kalten Krieges zu vermitteln.

Shapovalovs Interesse gilt vor allem den kulturellen und visuellen Mechanismen hinter der Formulierung politischer Imaginationen, die in unterschiedlichen Gesellschaften und in diversen geschichtlichen Perioden jeweils immanent waren, in den Formaten Ausstellung und Fotografie. Auch wenn das Projekt sich mit historischen Grundlagen auseinandersetzt, geht es jedoch dabei weniger darum, auszuloten, wie die Dinge tatsächlich waren als darum, wie sie im Rückblick erscheinen. Das Projekt will die Vergangenheit neu entdecken und vor dem Vergessen bewahren, allerdings nicht aus nostalgischen Gründen. Vielmehr sollen Perforationen in die im Westen etablierte Interpretation des 20. Jahrhunderts vorgenommen werden, um dadurch neue Perspektiven zu eröffnen, die einerseits eine kritische Neuaneignung dieses Erbes, andererseits aber auch Reflexionen über das derzeitige Zusammenspiel zwischen Bildern, Politik und Gesellschaft ermöglichen.

In Büchsenhausen wird Shapovalov die laufende Untersuchung fortsetzen und ein „diskursives Labor“ einrichten, das auf die Produktion eines dokumentarischen Films ausgerichtet ist.

Vladislav Shapovalov (*1981, Rostow-am-Don, Russland) ist Künstler und Forscher, der in Mailand und Moskau lebt und arbeitet. Er war Mitglied der Künstler_innengruppe Radek Community (1999-2007). Seit 2008 hat er als Einzelkünstler an Projekten gearbeitet, die sich vor allem mit der Neubewertung von Bildern, kulturellen Artefakten und der Konstruktion von Narrativen beschäftigt, die dazu dienen, geopolitische Konfigurationen zu konstruieren und zu analysieren. Shapovalov war 2016/17 mit Unterstützung der Stadt Innsbruck Teilnehmer am Fellowship-Programm für Kunst und Theorie im Künstlerhaus Büchsenhausen. Gegenwärtig bereitet er seine erste Einzelausstellung Image Diplomacy im Moscow Museum of Modern Art vor (ab 17.11.2017), in der unter anderem der gleichnamige Film sowie die in Büchsenhausen produzierte Installation I Left My Heart in Rodhesia (2017) gezeigt werden. Eine weitere Einzelausstellung von Vladislav Shapovalov findet ab Anfang Dezember 2017 bei ar/ge kunst in Bozen statt.

Zu seinen jüngsten Ausstellungsbeteiligungen gehören Atlas [of the ruins] of Europe, kuratiert von Julia Morandeira Arrizabalaga und José Riello, CentroCentro, Madrid, 2016; Fear. The Origin of the State, kuratiert von Fedor Blašák und Christian Kobald, Nová synagóga / Kunsthalle Žilina, Slowakei, 2015; The School of Kyiv, Biennale von Kiew, kuratiert von Hedwig Saxenhuber und Georg Schollhammer, Kiew, 2015; Sources Go Dark, kuratiert von Valerio Borgonuovo und Silvia Franceschini, Futura Center for Contemporary Art, Prag, 2015.

Im Rahmen des Fellowship Programms für Kunst und Theorie 2016-17 im Künstlerhaus Büchsenhausen veröffentlichte Vladislav Shapovalov das Buch Image Diplomacy (2020).

vladislavshapovalov.com