ADVENTURES IN LOCAL KNOWLEDGE PRODUCTION
Industrialismus und Modernismus, wie wir sie kennen, scheinen sich heutzutage nach China zu verlagern und die Medien predigen, dass unser zukünftiger Wohlstand von allgegenwärtigen Mantras wie „Wissensgesellschaft“, „Forschung und Entwicklung“ und „kreative Wirtschaftszweige“ abhänge. Doch welche Bewegungen finden auf der Alltagsebene statt, welche neuen Formen der Beschäftigung bietet die Gesellschaft? Was passiert, wenn wir versuchen, meist nicht wahrgenommene Verbindungen der Mikropolitik und Wissensproduktion zu kartografieren, ihre Archetypen, Schnittstellen und Nervenbahnen zu identifizieren?
Roomservices hat einen kleinen Atlas erstellt, der diese Aspekte einer Stadt sichtbar macht. Diese freimütige Form der Einmischung enthüllt die versteckten Netzwerke und Gemeinschaften, aus denen die Dynamik einer Stadt entsteht. Der Atlas der alternativen Wissensproduktion wurde als Toolbox erstellt, die die verschiedenen Ebenen der Wissensproduktion in Innsbruck in Form eines Booklets und einer Reihe von Karten illustriert. Der Atlas der Wissensproduktion in Innsbruck befasst sich mit Netzwerken und Orten und den Linien, durch die diese verbunden werden, basierend auf Produktionsart, Medium und Transparenz. Die Karten zeigen die drei Arten/Ebenen örtlicher Wissensproduktion in Innsbruck sowie deren jeweilige Unterarten. In diesem Bereich wurden als drei Hauptkategorien Archetypen, Knotenpunkte und Kanäle definiert. Jede Gruppe beschrieb gemeinsam mit ihren Untergruppen zwei bis drei Beispiele aus Innsbruck, die jedoch genauso gut aus Istanbul, Malmö oder einer anderen Stadt stammen könnten. Der Darstellung in Form von Karten liegt der Gedanke zugrunde, Ergänzungen in Bezug auf andere Städte zu ermöglichen und Änderungen, Neuinterpretationen, Umbenennungen oder Neukategorisierungen der Toolbox zu erleichtern und sie so viel eher zu einem Werkzeug der Inspiration als zu einem der Instruktion zu machen.
Bei dieser Kartografierung der Wissensproduktion auf der unteren und mittleren Ebene haben sie sich auf jene professionellen Amateure und Freizeitspezialisten konzentriert, die konsequent ihren Interessen nachgehen und ihre produktiven Nebentätigkeiten als Lebensinhalt betrachten. Es gibt immer mehr Menschen, die gleich viel Zeit in ein Hobby oder Privatinteresse investieren wie darin, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, oder die sogar ihr einstiges Hobby in eine Verdienstquelle verwandelt haben (etwa freiberufliche Programmierer, Computerspielprofis oder eBay-Spezialisten, um nur einige zu nennen, die im Internet aktiv sind).
(Textvorlage: Roomservices)
Evren UZER (*1977) ist eine Stadtplanerin und Designerin, deren Arbeit sich auf aktive Einwohnerbeteiligung und Risikomanagement sowie Interventionen im öffentlichen Raum konzentriert.
Otto von BUSCH (*1975) ist Designer und arbeitet an einer Kultur des Partizipativen und einem sozialen und subversiven Modedesign.
Als Roomservices entwickeln sie seit 2004 zusammen praxisorientierte Forschungsprojekte, die Grenzen sozialengagierter künstlerischer Arbeit überschreiten.
www.roomservices.org
Veranstaltungsort
Künstler*innenhaus Büchsenhausen