Binary Space Partition
Binary Space Partition, eine vor Ort im Künstlerhaus Büchsenhausen entwickelte Arbeit, setzt einen Dialog in Gang, um neue Bedeutungs- und Gedächtnisebenen in physischen Gegenständen zu konstruieren. Durch den manipulativen Gebrauch von Medienformaten wie etwa Computerspielen entwickelte Jacobo eine Installation, die zwei Fragen in Bezug auf die Definition von Raum verknüpft: Wie ist das Gedächtnis konstruiert? Und wie kann Realität durch dieses wahrgenommen werden?
Jacobo baute den Raum des Labors im Künstlerhaus mithilfe der Game Engines von Quake III Arena virtuell nach und drehte darin einen kurzen Machinima-Film: Aus der Ich-Perspektive läuft man einen verzweigten Tunnel entlang, um schließlich in einer der Wände den versteckten Zugang zum Labor in Büchsenhausen zu passieren. Im leeren Raum findet man nun einige Gegenstände vor, die zur ständigen Einrichtung des Raumes gehören: die Kopiermaschine, zwei blaue Bänke, die Küche, den großen Tisch und den Bücherschrank von Atelier Van Lieshout. Zunächst richtet sich die Aufmerksamkeit auf Blutspuren auf und neben der Kopiermaschine, die auf einen Gewaltakt in der Vergangenheit hinweisen. Danach läuft man hin zum großen Tisch, sammelt die dort befindlichen Health-Kugeln (wodurch der bis dahin wackelige Blick klar wird), kehrt im Eiltempo zurück und verschwindet wieder durch die Wand.
Die BetrachterInnen waren in der Installation von Mónica Jacobo mit der simultanen Wahrnehmung zweier Narrationen, die sich auf denselben Raum – das Labor in Büchsenhausen – bezogen, konfrontiert: den Besuch einer Ausstellung und die Handlung aus der Ego-Shooter-Perspektive. Einmal physikalisch und einmal virtuell konstituiert, rückte dieser Raum selbst in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und wurde zum Hauptobjekt der Betrachtung selbst. Durch die räumliche Anordnung der Machinima-Projektion und die gegenseitige Rückkoppelung der Handlungszonen darin stellte Mónica Jacobo einen hybriden physikalisch-virtuellen Raum her, in dem die ursprünglich voneinander genuin getrennten Erfahrungszonen durch den Prozess „virtuellen Erinnerns“ miteinander verwischten.
Eine Videodokumentation der Installation sowie der Machinima-Film sind auf youtube.com unter dem Suchbegriff „Binary Space Partition“ abrufbar.
Mónica JACOBO ist eine Medienkünstlerin, die in Cordoba, Argentinien, lebt und arbeitet. Ihre Arbeiten wurden seit 1998 im In- und Ausland gezeigt, unter anderem im Buenos Aires Museum of Modern Arts, im National Museum of Fine Arts in Buenos Aires, beim Stuttgarter Filmwinter und im Rahmen des Medienkunstfestivals FILE (Brasilien).
www.monicajacobo.com.ar
Veranstaltungsort
Künstler*innenhaus Büchsenhausen