Crip Coalition Constellations
Diskussion und Sternenbeobachtung mit Ren Loren Britton, SchwarzRund & simo_tier

Crip Coalition Constellations lädt dazu ein, den Himmel mit neuen Bedeutungen zu füllen: Was wäre, wenn wir in den Himmel blickten und die Sternbilder, die wir sähen, „die Reparationen-Konstellation“, „die Crip-Konstellation“, „die Verwandtschafts-Konstellation“ oder „die Zine-Konstellation“ nennen würden? Diese Namen würden eine Politik der Disability Justice, der trans*Verwandtschaft, des gemeinschaftlichen Maßstabs und der Reparaturpraxis artikulieren. Welche Formen der Verbindung können wir erschaffen, die die Kämpfe und Erfolge unserer Community erneut in den Mittelpunkt stellen? Wie können wir Errungenschaften unserer Gemeinschaft bewahren, um uns daran zu erinnern, dass kollektive Transformation immer möglich ist?
An diesem Abend kommen simo_tier, SchwarzRund und Ren Loren Britton zusammen, um über historische Koalitionen in der Geschichte von behinderten-, antirassistischen und trans-queeren Gruppierungen zu erzählen. Ein besonderer Fokus liegt auf der Krüppel-Bewegung in Deutschland der 1980er Jahre. Im ersten Teil des Abends erzählen wir von historischen Momenten, in denen marginalisierte Gruppen gemeinsam aktiv wurden: Wenn Roma, Sinti, jüdische, schwule und behinderte Gruppen nach dem Zweiten Weltkrieg gemeinsam die Reparationsgesetze in Deutschland veränderten; wenn behinderte Aktivist*innen den ableistischen Gerichtsprozess des Frankfurter Urteils 1979 dokumentierten und gegen ihn protestierten; wenn Autor*innen in der Krüppel-Zeitung Mobilitätshilfen wie „die Senatorin“ für ihre misogynen Strukturen kritisierten; und wenn Rollstuhlfahrer*innen – damals wie heute – den Alltag bewältigten, von Lebensmitteleinkäufen bis hin zu den Herausforderungen einer ableistischen Stadtlandschaft. In all diesen Erzählungen richten wir unseren Blick auf die Erfolge und Kämpfe der Aktivist*innen, die sie dokumentiert haben.
Im zweiten Teil des Abends werden Sternenbeobachter*innen und Konstellations-Benennende eingeladen, die Sterne über Innsbruck und an ihren eigenen Wohnorten zu betrachten – mit taktilen Sternenkarten, die registrierten Online-Teilnehmer*innen zugeschickt und in Innsbruck bei Büchsenhausen bereitgestellt werden. Alle sind eingeladen, bestehende Sternbilder neu zu benennen, indem sie eine Geschichte aus ihrer eigenen politischen Organisierungsarbeit erzählen – mit einem Fokus auf Momente, in denen verschiedene Gruppen erfolgreich zusammengearbeitet haben. Die asynchrone Namensgebung von Sternbilder wird uns ermöglichen, unsere politischen Errungenschaften mit dem Himmelsfirmament zu verknüpfen, sodass der Blick in die Sterne uns zu gefühlt endlosen Gegenwartsformen kollektiven Wirkens leitet.
Text: Ren Loren Britton
Barrierefreiheit:
Online:
Die Zoom-Übertragung wird mit automatischen englischen Untertiteln versehen. Die Veranstaltung ist hybrid und findet in englischer Sprache statt. Sie können entweder vor Ort im Künstler*innenhaus Büchsenhausen teilnehmen oder die Veranstaltung online über Zoom verfolgen. Den Zoom-Link erhalten Sie nach der Anmeldung über Eventbrite.
Wenn Sie online am Event teilnehmen, haben Sie ebenfalls die Möglichkeit, sich für den Erhalt einer taktilen Sternenkarte zu registrieren. Dazu öffnen Sie bitte das auf der Eventbrite-Seite verlinkte Formular und tragen dort Ihre Adresse ein. Falls Sie den Link nicht finden, klicken Sie hier.
Bitte beachten Sie, dass wir bei einer Adressangabe nach dem 18. März nicht garantieren können, dass die Karte rechtzeitig ankommt.
Vor Ort:
Leider ist der Veranstaltungsort in Innsbruck nicht barrierefrei zugänglich. Die Toiletten sind als genderneutral gekennzeichnet. Es gibt Sitzgelegenheiten mit Rückenlehnen und Armlehnen sowie die Möglichkeit, auf dem Boden zu sitzen. Zudem steht ausreichend Platz zur Verfügung, um Mobilitätshilfen aller Art unterzubringen. Ein Bereich mit geringer sensorischer Reizbelastung ist vorhanden.
Biografien:
simo_tier (es/ihm) ist ein Mixed-Media, Audio- und Textilkünstler_ und Aktivist_, der von seiner gelebten Realität als Behinderter, fetter, indigener, agender, weißer, schwuler, AuDHD Femme beeinflusst wird. Es setzt sich leidenschaftlich dafür ein, die Stimmen und Projekte von QTBIPoC zu erheben und zu unterstützen, sowie Barrieren abzubauen, um Communities zu schaffen, die auf Behindertengerechtigkeit und reformatorischem Wandel basieren. Es lebt, arbeitet und studiert derzeit für einen MA in Kunst im Kontext an der UdK in Berlin.
https://schwarzrund.de/
SchwarzRund (sie/they/@) kam als Schwarze Deutsche Dominikaner*in mit drei Jahren nach Bremen, lebt seit über einem Jahrzehnt in Berlin. Auf schwarzrund.de und in diversen Magazinen schreibt sie zu Mehrdimensionalen Lebensrealitäten inner- und außerhalb von Communitys. Das verhandelt sie auch auf der Bühne als Referent*in und Poet*in. Im Bachelor und Master studierte sie Kulturwissenschaften und Gender Studies. Ihr Forschungsschwerpunkt sind Queere Schwarze Interventionen und Afrx-Latinx Identitäten. Derzeit promoviert sie in der Forschungsgruppe Contested Democracy der Universität Erfurt zum Demokratieverständnis bei Audre Lorde.
Ren Loren Britton ist ein*e trans*disziplinäre*r Künstler*in-Designer*in, dessen*deren Werte stark mit Trans*feminismus, Technowissenschaften, radikaler Pädagogik und Behindertengerechtigkeit resonieren. Deren Arbeit basiert auf liebevollem Verantwortungsbewusstsein gegenüber Kollaboration, Barrierefreiheit, Trans*gender-Politiken und einer kritischen technischen Praxis. In Brittons konzeptionellen Ansatz des techno-historischen Geschichtenerzählens verschiebt they die Möglichkeiten in nicht-linearen Zeitlinien; damit wird Raum für gefühlte, gehörte, erzählte und ästhetische Modi des Fühlens, Wissens und Machens eröffnet.
Ren hat deren künstlerische Arbeit in vielen Ausstellungshäusern gezeigt, darunter im Sonic Acts (Amsterdam), im MACBA (Barcelona), bei der Transmediale & HKW & im Martin Gropius Bau (Berlin), im Constant (Brüssel), bei der ALT_CPH Biennale (Kopenhagen), in der Yale School of Art (New Haven), in der Kunsthalle Osnabrück (Osnabrück), im Het Nieuwe Institute & Varia (Rotterdam) & Rupert (Vilnius). Neuere akademische Artikel sind im Catalyst, in MATTER, bei Digital Creativity und in Sammelbänden bei Bloomsbury Academic, Spector Books und Barbara Budrich erschienen.
Britton arbeitet mit verschiedenen Kolleg*innen zusammen, u.a. im Rahmen des Künstler*innenkollektivs MELT mit Iz Paehr und für Trans*Presents mit Rosen Eveleigh, wie auch bei anderen Projekten mit von Britton geschätzten Grenzgänger*innen.
https://lorenbritton.com/
Veranstaltungsort
Künstler*innenhaus Büchsenhausen