„Ich bin nicht weniger ArbeiterIn als jemand, die/der Straßen baut“

“ – Mimetische, expressive und abstrakte Arbeit im Dienst der Kunst

Im Rahmen des Workshops wurden die Theorie und Richtungskämpfe der italienischen ArbeiterInnenbewegung und anderer Strömungen, die zur fundamentalen Neudefinitionen des Begriffs „Arbeit“ führten, beleuchtet – etwa jene der marxistisch-feministischen TheoretikerInnen, die die Rolle der Hausfrau ins Zentrum der kapitalistischen Produktion stellen, da sie deren wichtigstes Gut produziert, nämlich die Arbeitskraft selbst. Damit wurde eine Basis geschaffen, den Arbeitskampf zu überdenken und studentische, bürgerrechtliche oder feministische Bewegungen mit einzubeziehen und den Fokus vom männlichen Fabrikarbeiter auf die viel breitere Masse der Arbeitskräfte in der „sozialen Fabrik“ zu lenken. Zeitgenössische kommunistische Theorien erklären diese Ansätze jedoch für zu identitätsfixiert und betonen, dass die Selbstaufhebung der ArbeiterInnenklasse – einschließlich ihrer Unterkategorien „Gender“ und „Race“ – das unmittelbare Ziel der Revolution sein müsse.
Im Anschluss wurde versucht, diese theoretischen Werkzeuge anzuwenden, um aktuelle Entwicklungen zu verstehen: die wuchernden Formen unbezahlter, unfreiwilliger und unsichtbarer Arbeit, die Abhängigkeit des Kapitals von diesen, die disziplinierende Logik der Schulden. Wenngleich sich schon das Kapital geweigert hat, die Arbeitskraft zu reproduzieren, wurden Strategien benannt und geübt, um sich dieser Reproduktion zu widersetzen. Welche Formen einer Neustrukturierung erscheinen nun denkbar? Ein Schwerpunkt wurde auch auf die Beziehung zwischen Kunst, diesen Formen der Arbeit und Subjektivität gelegt sowie darauf, wie sich Arbeit in der Kunst und durch sie bemerkbar macht – sei es als Rahmen oder als Thema.

(Textvorlage: Marina Vishmidt)

Kevin DOOLEY (*1983 in Hastings/UK) lebt und versucht in Wien zu arbeiten. Er hat Schulden in der Höhe von £ 12.500 (Stand Juli 2013). Dooley verbringt viel Zeit in den Büros des Arbeitsmarktservices. Seine Arbeit an dem Projekt Art Workers Inquiry, Part II: Spectres im Künstlerhaus Büchsenhausen fühlte sich wie Ferien von Arbeitslosigkeit mit niederem Einkommen an. Nach dem Besuch eines politischen Therapeuten beschloss er, polygamer zu werden und seine Konzentration mehr den Bemühungen um gewerkschaftliches Zusammenkommen als einer Form therapeutischer Ermächtigung zu widmen.

Marina Vishmidt, Kunsttheoretikerin, lebt in London, befasst sich in ihrer Arbeit hauptsächlich mit Fragen zu Kunst, Arbeit und Wertform. Sie ist Absolventin des Centre for Research in Modern European Philosophy und promovierte kürzlich an der Queen Mary University of London über Spekulation als Produktionsweise im Bereich Kunst und Kapital. Vishmidt schreibt für Kataloge, Text-Sammlungen und Zeitschriften wie Mute, Afterall, Parkett und Texte zur Kunst. Darüber hinaus wirkt sie an gruppenbasierten Projekten mit wie Full Unemployment Cinema, Cinenova und Signal:Noise. Im Jahr 2013 arbeitete Marina Vishmidt gemeinsam mit der Politik- und Kunstwissenschaftlerin Kerstin Stakemeier an einem Buch über die Politik der Reproduktion und die Autonomie der Kunst.

Veranstaltungsort

Künstler:innenhaus Büchsenhausen
Weiherburggasse 13
A-6020 Innsbruck

+43 512 27 86 27
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