It’s Just Not Cricket!

Matilde CASSANI

Matilde Cassani, Collezione Privata di A.S., 2018, foto Tiberio Sorvillo e Luca Guadagnini

Ein Projekt von Künstlerhaus Büchsenhausen und ar/ge kunst, Bozen.

„It’s just not cricket“ ist mehr als eine simple Ausstellung einer Kricket-Ausrüstung samt Objekten, die mit diesem Sport zu tun haben, auch wenn es auf den ersten Blick so aussehen mag. Die idiomatische Bedeutung dieses Ausdrucks, dessen Ursprung genauso wie das Kricketspiel in der englischen Kultur liegt, erweckt jedoch den Gedanken, dass wir es hier mit einer Ungerechtigkeit zu tun haben: im Englischen Sprachjargon verwendet man diese Redewendung, wenn es um eine unfaire oder unehrliche Sache geht.

Ein farbiger Teppichboden, überdimensional große Tore, ein Ball und zwei Schläger, jeweils in Nord- und Südtirol aus heimischen Materialien hergestellt: Dies sind die Bestandteile des Sets eines vermeintlich unterbrochenen Spiels, die nun im Ausstellungsraum installiert wurden und quasi auf die Rückkehr der Spieler warten. Ein „Display-Altar“ zeigt Alì Saqibs private Sammlung von Schlägern aus der ganzen Welt, von Bällen und Pokalen, die bei unzähligen Turnieren gewonnen wurden. All dies neben einer Trikot-Sammlung der zahlreichen in Südtirol aktiven Teams: in Leifers, Brenner, Sterzing, Auer, Bozen – Gemeinden, die ihre eigenen Kricket-Teams und -Turniere haben, ohne dass eine breitere Öffentlichkeit Notiz davon nimmt.

Das Zusammentreffen junger Kricketspieler, die aus Pakistan, Afghanistan, Indien und Sri Lanka stammen und zum Teil seit Jahrzehnten in den Gemeinden auf beiden Seiten des Brenners leben, bietet den üblichen rhetorischen Floskeln über Identität, Grenzen, Nord und Süd eine Atempause. Die zirkuläre Geschichte des Kricketspiels, das über die englischen Kolonien nach Europa zurückgekehrt ist und sich hier unter veränderten Voraussetzungen verbreitet hat, birgt die Chance, unvoreingenommen über die Valenz heutiger urbaner und ländlicher Lebensräume zu reflektieren, sich mit veränderten Kategorien von Zeit, Unterhaltung, Spektakel und spectatorship auseinanderzusetzen.

„It’s just not cricket“ markiert den Abschluss des Recherche-Projekts von Matilde Cassani, das auf gemeinsamer Einladung von ar/ge kunst, Bozen und dem Künstlerhaus Büchsenhausen, Innsbruck initiiert und durchgeführt worden ist bzw. wird. Nach wiederholten Besuchen der Künstlerin in der Großregion zwischen Innsbruck und Bozen seit Ende 2016 bieten diese Ausstellung bei ar/ge kunst sowie die Abschlussausstellung des Fellowship-Programms für Kunst und Theorie im Künstlerhaus Büchsenhausen, die ab 24. Mai 2018 im Kunstpavillon der Tiroler Künstler:innenschaft eröffnen und das Projekt auch in Nordtirol vorstellen wird, den Rahmen für eine diskursive Auseinandersetzung mit den oben angesprochenen Themen dies- und jenseits des Brenners. In Workshops mit den jeweiligen Kricket-Communities sowie einem geplanten Spiel einer Süd- und einer Nordtiroler Auswahl Ende Juni in Innsbruck soll der Dialog mit diesen Gruppen auch öffentlich intensiviert werden.

Am 23. Februar um 19 Uhr öffnet die Ausstellung von Matilde Cassani während des PSL-Turnieres, Pakistani Super League in Dubai, das live ausgestrahlt wird, dem Publikum ihre Türen.

Ausstellungsdauer bei ar/ge kunst Bozen: 23. 02. – 05. 05. 2018.
Ab 24. 05. 2018 im Kunstpavillon der Tiroler Künstler:innenschaft in Innsbruck im Rahmen der Austellung der Büchsenhausen-Fellows 2017/18 zu sehen.


Ausstellungsdetails · ar/ge kunst Bozen
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Ausstellungeröffnung: Fr 23. 02. 2018, 19.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 23.02. – 05.05.2018

 

Matilde CASSANI, Studium der Architektur am Polytechnikum von Mailand und an der TU Lissabon, anschließend “Architecture and Urban Culture“ am Centre de Cultura Contemporània de Barcelona und an der UPC (Universidade Politecnica de Catalunya) in Barcelona (postgraduate degree).
Matilde Cassani bewegt sich in ihrer Arbeit an den Grenzen von Architektur, Installation und Event Design. Ihre Recherche-basierte Praxis reflektiert über die räumlichen Implikationen des kulturellen Pluralismus im gegenwärtigen westlichen Kontext.
Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Kulturinstitutionen und Ausstellungshäusern gezeigt; sie wurden unter anderem in Medien wie Architectural Review, Domus, Abitare, Arqa, Arkitecktur, MONU magazine on Urbanism veröffentlicht. Matilde Cassani war resident fellow an der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart und am Headlands Center for the Arts in San Francisco. Storefront for Art and Architecture in New York zeigte 2011 ihre Ausstellung Sacred Spaces in Profane Buildings. Darüber hinaus hat sie das Nationalpavillon des Königreichs Bahrain auf der Architekturbiennale in Venedig (2012) entworfen und mit der Arbeit Countryside Worship an der Architekturbiennale in Venedig 2014 teilgenommen. Diese Arbeit wurde kürzlich vom Victoria and Albert Museum in London angekauft. Gegenwärtig unterrichtet Cassani an der Politecnico di Milano und der Domus Academy.
www.matildecassani.com

Veranstaltungsort

ar/ge kunst
Museumstr. 29
I-39100 Bozen