Magicgruppe Kulturobjekt – Das Symposium.

Institution – Objekt – Material – Situation – Aufführung

Institutionelle Orte kultureller Produktion werden nicht in ihrer exemplarischen Funktion entfremdeter Anschauung von Objekten verstanden, sondern als Bilder ihrer Selbst, ihrer Funktionen und Existenz-bedingungen. Das Symposium sollte ein Treffpunkt tatsächlicher und möglicher ProtagonistInnen in einem Raum exemplarischer Institutionalisierung sein – einmal den Reflexionskorpus hochjagen um dann in die Selbstverständlichkeit instituierender Handlungen im Ausnahmezustand aufgeweichter, vertagter und vernichteter Objektivität zurückzukehren.

Für das Symposium bildete die Arbeit der MGK den Ausgangspunkt, um Fragen nach Verhältnissen künstlerischen Handelns zu seiner Verwendung durch institutionelle Gebilde zu aktualisieren. Der exemplarische Raum als Ort der Anschauung von Kunst scheint seit langem zergliedert in diverse institutionelle Konstrukte und entsprechend ihrer Profilbildungen ausgerichtet zu werden. Die profilspezifischen Verwendungen von künstlerischen Produktionen bedingen wiederum entsprechende Konstruktionen von Publikum. Neben dem traditionell bürgerlichen Museum gibt es unzählige Orte, die sich als Alternative einer bürgerlich geprägten Auffassung und Verwendung von Kunst instituieren. Die Trennlinie zwischen dem Museum und seinen Alternativen ist jedoch unscharf. Einerseits gibt es den Druck auf Museen und ähnliche institutionelle Konstrukte sich selbst aktualisieren zu müssen. Andererseits müssen sich neue institutionelle Gebilde als solche profilieren und legitimieren. Beide Pole scheinen sich durch historische Rückgriffe und ein Absorbieren neuer Erzähl- und Vermittlungsstrategien einander anzunähern. Als vereinbarte öffentliche Orte pendeln sie zwischen diskursivem Informieren und Politisieren und der Selbsterfahrung ihrer Öffentlichkeit. Sie verpflichten sich als Spezialistinnen einer kulturellen Syntaxbildung, um ihre Arbeit übergreifend zu fundieren und relevant zu sein.

Rückblickend lässt sich sagen, die MGK halte sich im Humus eines Institutionskonglomerats auf und entwickle das Situative zwischen Referenz und Autonomie zur Verwirklichung einer Unschärfe als eines hyperrealen Ist-Zustands. Sie verwendet Kenntnisse, ohne diese abstrakt zu referieren, und inszeniert situationsspezifisch in der Brüchigkeit objektiver Anschauung. Das Symposium stellte einen Versuch dar, durch die Blickwinkel sich verschieden profilierender KulturarbeiterInnen und WissensproduzentInnen, Beschreibungen realer Zustände von Kulturproduktion zu ermöglichen.

(Textvorlage: Marcel Hiller)

Marcel HILLER (*1982 in Potsdam-Babelsberg/D) lebt in Aachen. Studium an der Akademie der bildenden Künste Münster, Abschluss 2008. Fine Art Researcher an der Jan van Eyck Academie in Maastricht (2010/11). Gründer von CLUB 69 in Münster (2008) und der Magicgruppe Kulturobjekt (2010). Einzelausstellungen (Auswahl): der Makler, Georg Kolbe Museum Berlin, und DESAGA, Galerie Desaga, Köln (beide 2012). Ausstellungen mit der Magicgruppe Kulturobjekt im Ludwigforum Aachen, Extra City Antwerpen, Kunstverein Nürnberg, Lothringer13_Laden München (alle 2012).
www.marcelhiller.de

Joerg FRANZBECKER, freier Kurator, lebt in Berlin. 2013 arbeitete er unter anderem mit Eran Schaerf an dem Projekt FM-Scenario – Die Stimme des Hörers.

Gerald RAUNIG, Philosoph, Kunsttheoretiker, unter anderem maßgeblicher Protagonist einer Aktualisierung des Institutionsbegriffs. Ausgehend von einer rückblickenden Bewertung institutionskritischer Kunst und ihrer Einflüsse beschrieb er die Neu- und Umformung institutioneller Apparaturen, um zu dem Begriff instituierender Praxen zu kommen.

Katrien REIST nimmt als Künstlerin, Kuratorin, Produzentin und Institutionsleiterin unterschiedliche Rollen in der Produktion von Kunst ein, wobei die Frage nach der Kunst als soziales und soziologisches Vehikel immer im Zentrum steht. Reist studierte Kunst am Bau, war Geschäftsführerin von Extra City Antwerpen, kuratierte verschiedene Projekte im öffentlichen Raum und ist Mitbegründerin von JUBILEE, einer in Brüssel ansässigen Plattform für Langzeitrecherchen und künstlerische Produktion mit diskursivem Output.

Valeska SCHNEIDER arbeitet an der Vermittlung von Kunst als Kuratorin und Pressesprecherin. In beiden Positionen war sie an Institutionen wie dem Museum Ludwig in Köln, den Kunst-Werken in Berlin oder am KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst in Berlin tätig. Der wiederkehrende Rollenwechsel zwischen Kuratorin und Pressesprecherin hat den Aspekt der Vermittlung in ihrem Handeln gestärkt und Fragen nach den Möglichkeiten, für Kunst eine Sprache zu finden und diese jeweils zu adressieren, ins Zentrum gerückt.

Tim VOSS, Kurator, ehemaliger Direktor von W139 Amsterdam, seit 2013 Direktor der Künstlerhäuser Worpswede.

No Future Komplex*, KünstlerInnen- und KuratorInnenkollektiv. Unter diesem Label trainieren Stephan Janitzky, Sebastian Stein, Mitra Wakil zusammen in einem weit gefassten, freundschaftlichen Zusammenhang den Angriff auf hermetische Formatierungen im Kontext der zeitgenössischen Kunst und der dazu in Beziehung stehenden Theorieproduktion, insbesondere weil diese als langweiliger Erfahrungsraum und durch perspektivlose Irrelevanz sehr unangenehm auffallen.

* entstanden aus dem im November 2011 im Lothringer13_Laden, München, durchgeführten Projekt NO FUTURE: bourgeois escapism and preaching to the converted
laden.lothringer13.de/2011/from-no-future-to-public

Veranstaltungsort

Künstler:innenhaus Büchsenhausen
Weiherburggasse 13
A-6020 Innsbruck

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