Ohne Titel, ohne Plan

Mural von Miki-Mike 665 anlässlich des 24. Febers

Miki-Mike 665, Ohne Titel, ohne Plan. Foto: Daniel Jarosch

Ein Jahr kann eine Ewigkeit dauern. 365 Tage Krieg in der Ukraine haben das Leben von Millionen von Menschen verändert. Mit seinem für den 24. Feber in Zusammenarbeit mit Office Ukraine Innsbruck entworfenen Mural bringt der ukrainische Künstler Miki-Mike 665 die Lebensrealität dieser Menschen in das Zentrum von Innsbruck. An der Wand der Unterführung der Universitätsbrücke Süd schafft er ein intensives Storytelling, das sich auf einem schwarzen Hintergrund entfaltet – eine Anspielung auf die Unklarheit und Unmöglichkeit, gegenwärtig die Zukunft darzustellen. Die figurativen Motive zeigen uns die Realität, mit der die Menschen in der Ukraine seit Beginn des Krieges konfrontiert sind – ein Mann, der ein Fahrrad mit einer Box mit Starlink-Aufschrift schiebt, eine Frau aus der ländlichen Ukraine, bereit, sich zu verteidigen, ein Kind aus der vom Krieg verwüsteten Stadt Isjum, das sich über eine Schachtel Süßigkeiten freut. Aber Miki-Mike 665 zitiert auch den lokalen historischen und zeitgenössischen Kontext: Neben den ukrainischen Protagonist:innen entdecken die Betrachtenden Vater und Sohn, ein Denkmal, das den Tiroler Freiheitskämpfen von 1809 gewidmet ist, und einen Touristen, der durch ein Fernrohr schaut. Was sieht diese Person? Durch den Krieg in der Ukraine scheint die geografische Entfernung zu Österreich kleiner geworden zu sein. No Title, no Plan verweist auf die Unmöglichkeit, nach einem Jahr Krieg die unfassbaren Ereignisse in Worte zu fassen und Pläne für die Zukunft zu machen – und sei es nur für den nächsten Tag.

Miki-Mike 665 (geb. 1986) wurde in Norilsk, Russland, geboren und wuchs in Saporischschja im Südosten der Ukraine auf, wo er die informelle Künstlergruppe 665 (sixsixfive) mitbegründete, die noch heute aktiv ist. Miki-Mike 665 schloss ein Geschichtsstudium ab und arbeitete mehrere Jahre lang als Lehrer an einer Schule. Er begann seine künstlerische Laufbahn mit Videokunst und Kurzfilmen; später gestaltete er Illustrationen sowie Comics, Kunstbücher und Zines. Seit seinem 25. Lebensjahr beschäftigt sich Miki-Mike 665 auch mit Street Art mit einem Fokus auf die „visuelle Anthropologie der Straßenfolklore“. Er gestaltete Graffitis in der Ukraine, Georgien, Armenien, der Türkei, Ägypten, Israel, Griechenland, Italien, Österreich, Serbien und Montenegro. Er ist Autor der Comics und Zines Industrial Children 1-2, Monologue with the State, Paper Tinder, Surzhik Alphabet, Antistress Coloring Book. Ukrainian, und If You Feel Ashamed You Are a Good Person.
@miki.mike.665

Veranstaltungsort

Unterführung Universitätsbrücke Süd
(bei Universität)