Start Up Lectures 2022-23

Präsentationen der neuen Fellows 2022-23

Im Uhrzeigersinn von oben links: [1] (Folder) Bodies, 2020. Aquarell auf Packpapier, A4. Wandering Echoes Project, Kone Foundation. © Luis Guerra, 2020. [2] Duterte, Please Save America! aus The PH News auf Blogspot. Abgerufen am 18. März 2022 von Facebook. [3] Klodiana Millona, Familienarchiv. © Klodiana Millona. [4] Cecilia Vicuña, Galaxy of Litter, Hudson River New York, 1989. Foto: César Paternosto.

Das neue Fellowshipjahr hat begonnen und wir freuen uns, die neuen Büchsenhausen Fellows 2022-23, die größtenteils Anfang Oktober in Innsbruck angekommen sind, vorstellen zu dürfen: Luis GUERRA, Bettina KNAUP, Alice SARMIENTO und Endi TUPJA werden in den kommenden Monaten in Büchsenhausen an ihren Projekten arbeiten.

Das Fellowship-Programm für Kunst und Theorie 2022-23 beschäftigt sich mit einer Vielzahl relevanter Themen für die heutige Zeit – ohne sich direkt mit tagesaktuellen Ereignissen zu befassen. Ein loser Themenstrang, der allen Vorhaben zugeschrieben werden könnte, ist die Auseinandersetzung mit dem Spannungsverhältnis zwischen Privatem und Öffentlichem. So etwa in der Arbeit des Pädagogen Fernand Deligny, dessen Praxis Luis Guerra als ein Verfahren künstlerischer Wissensproduktion, als „gestische Philosophie“, lesen möchte; in Bettina Knaups Recherche zu „common wastes,“ die modellhaft Residencies, diese Kunstinstitutionen des „Semi-Privaten“, und Abfallinfrastrukturen (wie Deponien oder Recyclinganlagen) im Hinblick auf Beziehungen und Austauschprozesse untersucht; in der Auseinandersetzung Alice Sarmientos mit Online-Memes auf Social Media auf den Philippinen nach Ausbruch von COVID-19 – in einem Land, in dem der Begriff „Öffentlichkeit“ keine räumliche Umsetzung findet; oder in der künstlerischen Investigation von Endi Tupja hinsichtlich der mit der Menstruation verbundenen Badezimmerökologien im kommunistischen Albanien.

Am Freitag, 21. Oktober 2022 ab 19:00 werden sie sich, ihre Arbeit und ihre Vorhaben im Rahmen ihrer Fellowship vorstellen. Nach den vier Präsentationen laden wir Sie/Euch herzlich ein, mit den Fellows bei Speis und Trank ins Gespräch zu kommen.

Luis Guerra (*1974, Santiago de Chile) ist ein visueller Künstler und Philosoph. Derzeit ist er Universitätsforscher an der Akademie der Bildenden Künste, Universität der Künste Helsinki, Finnland, und Fellow der Post-foundational Contemporary Thought-Forschungsgruppe, die sich mit der kritischen und theoretischen Analyse der zeitgenössischen Ontologien von Negativität und der Frage nach der Gewalt des Fundaments beschäftigt (2022–2025, Universität Barcelona). Er war außerordentlicher Professor für Ästhetik und Theorie der Künste am BAU Universitäts-Zentrum für Kunst und Design Barcelona (2020–2022), Koordinator der GREDITS-Forschungsgruppe für Design und soziale Transformation und Mitherausgeber der wissenschaftlichen Zeitschrift Immaterial, Design, Art and Society.
Luis Guerra absolvierte ein Postdoc-Studium am Center for Artistic Research (CfAR), Universität der Künste, Helsinki, 2019–2020. Außerdem war er Fellow Resident Artist an der Saastamoinen Foundation, Helsinki (2021) und mit dem künstlerischen Forschungsprojekt Wandering Echoes, rounds and litanies as performative maps under confinement Fellow-Stipendiat der Kone Foundation, Helsinki (2020). Im Jahr 2022 erschien sein zweites Buch: Wandering Echoes, a handbook of operative losses, Errant Bodies Press, Berlin. 2017 veröffentlichte er La Inexistencia del Arte, Brumaria Editores Madrid, nach einem Forschungsaufenthalt am Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid, dank der Unterstützung der Santander Foundation (2015–2016).
Seine Praxis bewegt sich in einer Zone visueller Begegnungen zwischen Zeichnung und Handlung, zwischen Schrift und Objekt und verortet sich entlang der imaginären Linie, die die westliche Kultur zwischen Kunst und Philosophie gezogen hat. Unter den Konzepten, die seine künstlerische Forschung umrahmen, spielen vor allem drei eine zentrale Rolle: das Nicht-Domizilierte, das Echoische und das Nicht-Existierende.
https://www.luisguerra.org/

Bettina Knaup, freie Kuratorin und Autorin (Berlin), hat zahlreiche internationale Festivals, Ausstellungen und Projekte (ko-)kuratiert, darunter das International Festival of Contemporary Arts City of Women (Ljubljana, 2001–2004), performing proximities (Beursschouwburg, Brüssel, 2008), performance platform. body affects (Sophiensaele, Berlin, 2012) und das Archiv- und Performanceprojekt re.act.feminism, das von 2008 bis 2013 durch Europa tourte (u.a. Akademie der Künste Berlin, Fundació Antoni Tàpies, Barcelona, Wyspa Institute of Art, Gdańsk, Tallinn Art Hall) und 2022 im Rahmen der Manifesta 14 in Pristina eine Neuauflage erfuhr. Sie publiziert, unterrichtet und arbeitet regelmäßig mit anderen Künstler:innen und Kurator:innen zusammen.
https://www.reactfeminism.org/

Alice Sarmiento (*1985; Manila, PH) ist Autorin, unabhängige Kuratorin und Tierschutzaktivistin. Sie hat viel über Themen wie die Darstellung der philippinischen Arbeiter:innendiaspora in der zeitgenössischen Kunst, die kulturellen Auswirkungen von Dutertes Antidrogenkrieg und die Beziehung dieser Phänomene zu einer feministischen Zukunft geschrieben. 2015 war Alice Stipendiatin des kuratorischen Entwicklungsprogramms des Japan Foundation Asia Center, 2019 Stipendiatin im Bereich Kulturjournalismus an der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart. Im Jahr 2021 war sie Teilnehmerin am Young Curators Residency Program der Fondazione Sandretto Re Rebaudengo in Turin, Italien.
www.alicesarmiento.wordpress.com

Endi Tupja (*1984) ist eine Künstlerin, Filmemacherin/Storyteller und Kulturschaffende, die zwischen Berlin und Tirana lebt und arbeitet. Ihre Praxis konzentriert sich auf das Experimentieren mit Strategien der Gedächtnisregeneration und dem Potenzial des Re-Enactments mit Zeitzeug:innen. Sie erforscht die Grenzen der (Selbst-)Darstellung sowie deren tangentiale Beziehung zur Videokunst. In ihrer Suche nach Klarheit ist die Reibung zwischen dem Wesentlichen und einem Gefühl der Übertreibung allgegenwärtig. Sie versucht immer wieder, eine bestimmte Vorstellung einer etablierten institutionellen Formalität in der künstlerischen Forschung und akademischen Sprache in Frage zu stellen. Ihre Arbeiten wurden auf Festivals und in Ausstellungen in Deutschland, im Kosovo, in Mexiko, im Vereinigten Königreich, in den Niederlanden, in Georgien, in der Ukraine, in Italien, in San Marino, in Griechenland usw. gezeigt. Derzeit ist sie Stipendiatin an der Centrale Fies, LIVE WORKS Vol. 10 – Free School of Performance, wo sie ihre Forschungen zu performativen Schreib- und Inszenierungstechniken albanischer weiblicher Stimmen und Erinnerungen im italienischen Kontext zwischen 1992–2011 vertieft.
https://endintupja.wixsite.com/enditupja

Veranstaltungsort

Künstler*innenhaus Büchsenhausen
Weiherburggasse 13
A-6020 Innsbruck

+43 512 27 86 27
office@buchsenhausen.at