Start Up Lectures
Präsentationen der neuen Fellows 2017/18 und Ausstellungseröffnung
Am Freitag, 6. Oktober 2017, um 19.00 finden in Büchsenhausen die sogenannten Start-Up Lectures des Fellowship-Programms für Kunst und Theorie 2017/18 statt.
In diesem Rahmen werden die neuen Fellows – Marianna CHRISTOFIDES, belit SAĞ, Julie SAS, Jan SIEBER – sich und ihre Arbeit vorstellen und einen Ausblick auf das jeweilige Arbeitsvorhaben in den kommenden Monaten gewähren.
• Marianna CHRISTOFIDES
Looking Against the Grain – The Hiatus of Uncertainty (Working Title)
• belit SAĞ
[the ——- work]
• Julie SAS
Silent Red Alert: Speculative Materials on Anonymity
• Jan SIEBER
Kunst und die kapitalistische Ökonomie des Begehrens
Ausstellung:
Über die Naturen der Dinge. Zufälligkeit – Widerständigkeit – Unsichtbarkeit – Begehren
Eröffnung:
Freitag, 6. Oktober 2017, 19.00
Ausstellungsdauer:
10.10.2017 – 25.01.2018
Öffnungszeiten:
Di, Mi 14.00 – 17.00, Do 10 – 17.00 und nach Vereinbarung.
Geschlossen: 22. Dezember 2017 – 5. Jänner 2018 sowie an Feiertagen.
Marianna CHRISTOFIDES wuchs auf Zypern auf und ist derzeit in Berlin tätig. In ihren Arbeiten beschäftigt sich Christofides mit verflochtenen Geschichten, die die unterschiedlichen Ebenen von mehrfach erzählenden Orten konstituieren. Spuren von schleichender Gewalt im räumlichen Gefüge, sowie subtile Manifestationen von Prekarität werden durch Langzeitbeobachtungen und einer physischen Auseinandersetzung mit den erforschten Orten verhandelt. Die oftmals umkämpften Orte werden immer wieder von ihr besucht um deren Singularitäten und latenten Erzählungen aufzugreifen. Die Methode der rekursiven Rückkehr dient dazu, sich den komplizierten und fragmentierten Geschichten von Menschen in verschiedenen Regionen anzunähern.
In 2011 repräsentierte Christofides Zypern auf der 54. Biennale in Venedig. Sie hat internationale Ausstellungen gemacht – unter anderem an der Akademie der Künste in Berlin; am BOZAR, Palais des Beaux-Arts in Brüssel; am Nationalmuseum für zeitgenössische Kunst in Bukarest; an der GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst in Bremen; bei der Videonale. 17, im Kunstmuseum Bonn; im Museo Riso Palermo; im Museum für Gegenwartskunst in Siegen; im Kunstpavillon Innsbruck; im Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Rijeka; auf der 5. Thessaloniki Biennale; im Nationalmuseum für zeitgenössische Kunst, Athen und im Museum für Photographie Braunschweig. Künstlerhäuser umfassen: die Villa Kamogawa, das Goethe-Institut, Kyoto; das Künstlerhaus Büchsenhausen, Innsbruck; Tabakalera in San Sebastian; IASPIS in Stockholm; die Villa Aurora in Los Angeles; das Gaswerk, London. 2019 wurde Christofides für den Berliner Kunstpreis nominiert.
In Kooperation mit dem Künstlerhaus Büchsenhausen veröffentlichte Marianna Christofides das Buch Days in Between (2021).
belit sağ lebt als Videokünstlerin in Amsterdam. Sie studierte Mathematik in Ankara und audiovisuelle Kunst in Amsterdam. Ihre Video-Praxis entwickelte sich in video-aktivistischen Künstler:innen-Gruppen in Ankara und Istanbul, wo sie Projekte wie karahaber.org (2000-2007) und bak.ma (ein wachsendes audiovisuelles Onlinearchiv für soziale Bewegungen in der Türkei) mitinitiierte. Ihre aktuelle Arbeit konzentriert sich auf die ‚Gewalt der Darstellung‘ beziehungsweise die ‚Darstellung der Gewalt‘. Ausgehend von ihrer eigenen Erfahrung mit Zensur in der Türkei lädt sağ im Rahmen ihres Fellowships in Büchsenhausen drei Künstlerinnen aus diesem Land, die ebenfalls persönlich Opfer von Zensur waren, nach Innsbruck ein. Durch einen offenen Austausch mit diesen Künstlerinnen beabsichtigt sağ, die Prozesse offenzulegen, die Künstler:innen auf Grund von Zensur durchmachen müssen, sowie die Auswirkungen auf ihr jeweiliges Leben und den jeweiligen künstlerischen Ausdruck. Das Projekt will erforschen, wie die individuelle und emotionale Erfahrung von Zensur mit anderen geteilt werden kann, welche künstlerische Taktiken als Antwort auf Repression taugen, welche Subjektivitäten Zensur erzeugt und wie diese Subjektivierung durch Affekte verläuft.
Sie absolvierte Residiencies in Rijksakademie van Beeldende Kunsten, Amsterdam vom 2014-2015; und das International Studio and Curatorial Program, New York in 2016. Sağs Arbeiten wurden in zahreichen Museen, Gallerien und Filmfestivals weltweit präsentiert. Unter anderem MOCA, Taipei; Tütün Deposu, Istanbul; Tabakalera Film Seminar, San Sebastian; Toronto/Rotterdam/San Francisco/New York International Film Fest./International Documentary Film Fest. Amsterdam (IDFA); EYE Filmmuseum, Amsterdam; documenta14, Kassel; Marabouparken, Stockholm.
bit.contrast.org
Julie SAS lebt als Künstlerin in Paris. In ihrer Praxis kombiniert sie Installationen, eigene Schriften, Performance und kollaborative Projekte. Sie stellt Räume und Situationen her, in deren Mittelpunkt das Spielen mit Bedeutungen, Normen und Identitäten steht, um eine Spannung zu bestimmten linguistischen und gesellschaftlichen Parametern zu verdeutlichen. Sas‘ neuere Live-Installationen zeigen Körper, die sich an chiffrierten Situationen beteiligen, insbesondere an solchen, die mit der Produktion eines öffentlichen Diskurses, mit Formen der Selbstdarstellung und mit Zitat-Übungen verbunden sind. Diese Arbeiten haben zu einer langfristigen Recherche und zu Experimenten zur Praxis der Anonymität wie auch zu Formen von Unsichtbarkeit in Kunst, Literatur und Musik geführt.
juliesas.blogspot.com
Jan SIEBER (1982 – 2018) studierte Kulturwissenschaften, Philosophie und Kunstwissenschaften an der Universität Bremen, der Leuphana Universität Lüneburg und an der Middlesex University London. Zwischen 2011 und 2017 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität der Künste Berlin tätig, wo er seine Doktorarbeit im Bereich der ästhetischen Theorie verfasste. Seine Forschungsschwerpunkte beinhalten Ästhetik, Psychoanalyse, Kritische Theorie, Kulturtheorie und französische Gegenwartsphilosophie.
Jan Sieber ist nach kurzer, schwerer Krankheit am 22. Mai 2018 verstorben.
Veranstaltungsort
Künstler*innenhaus Büchsenhausen