Terraqueous Territories and Flags of Convenience

Ash MONIZ (Fellow) im Gespräch mit Laleh KHALILI (Politikwissenschaftlerin) und Liam CAMPLING (Wirtschaftswissenschaftler)

Bild aufgenommen von Ash Moniz, an Bord eines Containerschiffs auf See, das die Gewichte im Übungsraum zeigt. Die abgebildeten Gewichte sind Zurrbolzen zum Befestigen von Containern; Objekte der Arbeit, die in Objekte der Freizeit verwandelt wurden.

Die Online-Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.

Während der Fellowship im Künstlerhaus Büchsenhausen beschäftigt sich Ash MONIZ mit einem zentralen Problem des globalen Handels: der Ausbeutung der Arbeit auf hoher See. Die Veranstaltung wird sich mit gegenwärtigen rechtlichen Rahmenbedingungen maritimer Arbeit sowie maritimen Handels befassen, die ihren Ursprung in den strategischen Gewalttaten kolonialer und kapitalistischer Historien haben. Im Rahmen der Büchsenhausen Focus Weeks 2021 hat Moniz Laleh KHALILI, Professorin für Internationale Politik an der Queen Mary University of London, und Liam CAMPLING, Professor für Politische Ökonomie an der Queen Mary University of London, dazu eingeladen, mit ihm* das Phänomen der „Billigflaggen“ (Flags of Convenience, durch deren Einsatz die Reduzierung von Kosten und Regulierungen mittels Kauf der Nationalität einer fremden Flagge erzielt wird) zu diskutieren und gemeinsam darüber zu reflektieren, wie sich der Handel von Souveränitäten mit den Souveränitäten des Handels überschneidet. Dieses Gespräch dient unter anderem dazu, die Fakten- und Theoriebasis für das künstlerische Projekt, an dem Ash Moniz während der Fellowship in Büchsenhausen arbeitet, bereitzustellen.

Moniz, Khalili und Campling werden erörtern, wie ästhetische Fragen der Form und der Erzählung genutzt werden können, um die Art und Weise zu entschlüsseln, wie materielle Geografien von Land/Meer sich für die Legitimation von Ausbeutungsverhältnissen eignen und welche rechtliche Narrative genutzt werden, um die Gewalt in der maritimen Arbeit zu verräumlichen. Wie werden die auf der Binarität Land-Meer basierenden geographischen Verstrickungen für infrastrukturelle Zwangsausübungen instrumentalisiert? Und wie könnten diese binären Unterscheidungen in Frage gestellt werden?

BITTE BEACHTEN SIE: Wenn Sie direkt an der Diskussion teilnehmen möchten, registrieren Sie sich bitte über Eventbrite. Sie erhalten automatisch den Zoom-Link. Ansonsten können Sie die Veranstaltung auf Facebook verfolgen.

Die Veranstaltung stellt den Auftakt der Büchsenhausen Focus Weeks 2021 dar. Im Laufe der nächsten Wochen werden weitere Veranstaltungen der Fellows 2020-21 folgen.

Ash MONIZ ist ein* multidisziplinärer* Künstler*, dessen* Praxis die Medien Performance, Installation, Video und Film umfasst. In seinen* Recherchen geht es gegenwärtig um die Absicherungen von Lieferketten-Logistik und die damit verbundene Arbeit. Anhand von Interviews und mithilfe performativer Kollaborationen setzen sich die Investigationen mit der Art und Weise der Erzählung von Geschichten auseinander. Die Zeitlichkeit der Erzählstruktur der Just-in-Time-Transportlogistik wird dabei deskonstruiert. Das englische Wort „plot“ und seine historische etymologische Verbindung zwischen Landbesitz und der Anordnung der dramatischen Struktur einer Bühneinszenierung ist grundlegend dafür, wie Moniz an die Schnittstelle von Kartographie und Szenographie herangeht. Moniz arbeitet mit Artefakten, Dokumenten und gefundenen Medien, die von London 1792 bis Sokhna 2013 reichen, und „zeichnet“ systematische Bewegungsabläufe innerhalb der Wertströmungen, Subjektstatus und Kausalität „auf“.

Mit einem BA von der OCAD Universität,Toronto hat Moniz an unabhängigen Studienprogrammen wie der Raw Academy (Dakar, Senegal), dem Harun Farocki Institut (Berlin) und Mass Alexandria (Alexandria, Ägypten) teilgenommen. Einzelausstellungen fanden in der Townhouse Gallery (Kairo), dem Sishang Museum (Peking) und Birch Contemporary (Toronto) satt; Duo-Ausstellungen bei Kelder Projects (London) und Pari Nadimi (Toronto); und Gruppenausstellungen im Forum Expanded | Berlinale (Berlin), der Biennale Dakar (Dakar) und dem Minsheng Museum (Shanghai) [u.a.]. Er* lehrt am Cairo Institute for Liberal Arts and Sciences und schreibt Kunstkritiken für das ägyptische Online-Magazin Mada Masr. Moniz war von 2014-2018 Mitglied des Künstler:innenkollektivs ADL und 2014-15 stellvertretender Kurator* des AMNUA-Museums in Nanjing, China.

Laleh KHALILI ist Professorin für Internationale Politik an der Queen Mary University of London und Autorin u.a. von Sinews of War and Trade: Shipping and Capitalism in the Arabian Peninsula (Verso, 2020). Khalilis jüngstes Forschungsprojekt befasst sich mit der Politik und der politischen Ökonomie von Krieg und Militär an den Schnittstellen zu Infrastruktur, Logistik und Transport mit besonderem Fokus auf den Nahen Osten. Khalili folgt der Geografie von Häfen und Handelsrouten und kartiert somit die Infrastruktur des Imperialismus und seine Beziehung zur Logistik, um ein Bild der Technosphäre zu entwerfen, die sich geografisch entlang der vielen Häfen ausbreitet.

Liam CAMPLING ist Professor für Politische Ökonomie an der Queen Mary University of London und Mitautor von Capitalism and the Sea: The Maritime Factor in the Making of the Modern World (Verso, 2021). Dieses Buch argumentiert, dass die geografische Aufteilung der Erde in Land und Meer signifikante Konsequenzen für die kapitalistische Entwicklung hat. Die charakteristischen Merkmale dieser Produktionsweise versuchen ständig, die Binarität von Land und Meer in einem unaufhörlichen Streben nach Profit zu überschreiten, was neue Ausrichtungen von Souveränität, Ausbeutung und Aneignung bei der Erfassung und Kodierung von maritimen Räumen und Ressourcen hervorbringt.

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