„Where to go?“
Documenting War in Ukraine: Focus Mariupol
Mit Filmen von Zoya LAKTIONOVA und Mantas KVEDARAVIČIUS
kuratiert von Iryna KURHANSKA (Office Ukraine Innsbruck)
in Anwesenheit von Zoya LAKTIONOVA
Eintritt: frei / Spenden gehen an Office Ukraine und die Hinterbliebenen des Regisseurs Mantas Kvedaravičius
Die Veranstaltung thematisiert Kontinuitäten und Brüche in der jüngeren Geschichte der Ukraine und versucht, am Beispiel Mariupol, dem lokalen Publikum jenes Land, aus dem die dramatischen Kriegsbilder in den Medien täglich stammen, näherzubringen. Die zwei ausgewählten Filme nehmen die derzeit schwer umkämpfte Industriestadt in Ost-Ukraine als Ausgangspunkt, um über die Omnipräsenz des bereits seit mehreren Jahren andauernden bewaffneten Konflikts und die vom Krieg und dessen Folgen geprägten persönlichen Schicksale zu reflektieren.
Vor dem Screening wird Iryna KURHANSKA, Kuratorin und Art Managerin aus Kyiv und seit April 2022 Mitarbeiterin von Office Ukraine – Shelter for Ukrainian Artists in Innsbruck, mit der in Mariupol geborenen Dokumentarfilmemacherin Zoya LAKTIONOVA über die aktuelle Situation in Ukraine sowie die Möglichkeiten und Grenzen dortigen Filmschaffens trotz Krieg sprechen.
Laktionova wird anschließend ihren kurzen Dokumentarfilm Territory of Empty Windows (2020) präsentieren. Ausgehend von einem Interview mit ihrer Mutter, gibt die Filmemacherin Einblicke in das Leben jener Menschen, die mangels Alternativen in der bombardierten Stadt bleiben und den Folgen des Krieges und der Umweltverschmutzung trotzen. Im Anschluss an den Kurzfilm zeigen wir den eindringlichen Dokumentarfilm Mariupolis (2016) des litauischen Regisseurs Mantas Kvedaravičius, der am 2. April 2022 bei einem erneuten Versuch, in Mariupol zu drehen, getötet wurde. Anstatt die Gewalt ins Zentrum zu stellen, gibt der Film Einblicke in den Alltag einer Stadt, deren Bewohner:innen ein normales Leben trotz Bombendrohungen und dem Geräusch von Granaten zu führen versuchen.
Nach dem Screening laden wir dazu ein, mit den Organisator:innen und der Gästin ins Gespräch zu kommen, Fragen zu stellen, sich auszutauschen und zu vernetzen. Die auf diese Weise entstehenden Begegnungen können so Anknüpfungspunkte für zukünftige Diskussionen und Kollaborationen werden.
Office Ukraine. Shelter for Ukrainian Artists wurde für ukrainische Künstler:innen und Kulturschaffende aller Disziplinen eingerichtet, die vor dem Krieg in Ukraine fliehen und in Österreich Schutz suchen. Die Plattform koordiniert vielfältige zivilgesellschaftliche und institutionelle Initiativen und tritt als Verbindungsstelle zwischen Institutionen und Personen in Österreich und Kunst- und Kulturakteur:innen aus Ukraine auf.
www.artistshelp-ukraine.at
Die Veranstaltung wurde von Iryna Kurhanska (Office Ukraine Innsbruck) initiiert und kuratiert.
Programm:
Zoya Laktionova, Territory of Empty Windows | Територія пустих вікон, 2020, 10 min. OV mit englischen Untertiteln. In Anwesenheit der Filmemacherin.
Mantas Kvedaravicius, Mariupolis, 2016, 90 min. OV mit englischen Untertiteln.
Iryna KURHANSKA wurde 1995 in Kyiv geboren. Sie studierte Literatur- und Kulturwissenschaften an der Kyiv-Mohyla-Akademie. Sie arbeitete als kuratorische Assistenz für das YaGallery Art Center (Kyiv, Ukraine), das sich auf zeitgenössische ukrainische Kunst konzentriert. Als Wissenschaftlerin und Kuratorin war sie am Aufbau einer Dauerausstellung des staatlichen Museums zur sowjetischen Besatzung der Ukraine (Nationalmuseum des Holodomor-Genozids) beteiligt. Seit April 2022 ist Iryna für Office Ukraine Innsbruck tätig.
Zoya LAKTIONOVA (geb. 1984, Mariupol, Ukraine) tauchte in der Welt des Dokumentarfilms erstmals 2017 als Protagonistin im Film Ma auf; ein Jahr später drehte sie ihren ersten Kurzdokumentarfilm Diorama über das verminte Meer in der Gegend von Mariupol. Der Film wurde auf zahlreichen europäischen Filmfestivals gezeigt (DOKLeipzig, Ji.Hlava, Cottbus etc.). 2021 stellte Zoya ihren neuen Kurzfilm Territory of Empty Windows über den Ausbruch des russisch-ukrainischen Krieges im Jahr 2014 und die ökologische Krise in ihrer Heimatstadt Mariupol auf den DocuDays UA (Internationales Dokumentarfilmfestival für Menschenrechte) vor. Der Film wurde auf dem Molodist IFF in Kiew gezeigt, erhielt einen Sonderpreis des Ji.Hlava Festivals auf dem Obirok 2021 Festival und den Hauptpreis im Dokumentarfilmwettbewerb des französisch-ukrainischen Festivals MIST 2021. Vor Beginn der großangelegten Invasion Russlands in die Ukraine lebte und arbeitete Zoya als freischaffende Künstlerin und Dokumentarfilmerin in Kyiv. In ihren Filmen befasst sie sich mit Themen wie Krieg, Erinnerung und persönlichen Geschichten. Zurzeit arbeitet sie an ihrem ersten Spielfilm Ashes Settling in Layers on the Surface. Basierend auf Tagebüchern und Fotografien, die aus den Häusern stammen, die während des russischen Krieges gegen die Ukraine in Mariupol zerstört wurden, erzählt der Film die Geschichte des Aufstiegs und der Selbstzerstörung eines totalitären Systems.
www.zoyalaktionova.com
Veranstaltungsort
Künstler:innenhaus Büchsenhausen