Cristian Rusu

Der Klischee-Raum

Im Künstlerhaus Büchsenhausen arbeitete Cristian Rusu an einem Forschungsprojekt zum Konzept des Klischee-Raums, den er als „ein spezialisiertes Mittel zur Verbreitung von Informationen“ interpretiert.

Cristian Rusu schreibt: „Das Klischee entsteht aus der Notwendigkeit der Effizienz in der Kommunikation und hat zwei Funktionen: Es lagert einerseits die Summe der Informationen über das System, das es hervorgebracht hat (konstruktiver Aspekt) und entblößt andererseits semantisch dieses Summum, indem es sich wiederholt reproduzieren kann; diese Eigenschaft führt zur Abnutzung der Information (destruktiver Aspekt). Das Klischee wird von kulturellen Einheiten/Gruppen produziert und anerkannt, auch durch die Hervorbringung und Entwicklung von Methoden seiner Verbreitung. Somit gründet sich das Entstehen eines Klischees auf die Reaktivierung einiger Schichten im kollektiven Gedächtnis, die die Fähigkeit besitzen, sofortige Verbindungen zwischen unterschiedlichen Stufen unserer gemeinsamen Erfahrung hervorzubringen. […] Ein Klischee entsteht durch die effiziente Mischung von verschiedenen Informationsstrukturen untereinander, wobei seine Gültigkeit von dessen Probezeit bestimmt ist. Ich beziehe mich hier auf berühmte Fotografien, auf grafische Identitäten, Icons der Weltkultur, alle mitsamt durch die Medien verbreitet. Das Lesen und Wiederverarbeiten dieser Bilder ist in sich eine erfolgreiche Technik. […] Aufgrund meiner Tätigkeiten als Künstler und Bühnenbildner erforsche ich den Raum, sei es mein Wohnraum, die Stadt, die Bühne, seien es Klangräume, transgeografische Räume, ich verstehe alle als Erfahrungen, in denen ich den Raum in Frage stelle. In meinem Forschungsvorhaben gehe ich folgenden Fragen nach: Kann die dreidimensionale Struktur des Raumes zum Raum-Klischee werden, wie es öfters das zweidimensionale Bild tut? Hat der Raum realistische Möglichkeiten, Klischee zu werden? Welche kulturellen Voraussetzungen muss er erfüllen und auf welche Komponenten des kollektiven Gedächtnisses des Rezipienten muss er treffen, damit ein plastisch-visuelles System entstehen kann, das man als Klischee definieren kann? Welches wären die innersten Bereiche, die eine Raumstruktur bedingen, um Bedeutungen anzunehmen, im Sinne eines Klischees?“

Im Rahmen einer Vorlesungsreihe im Sommersemester 2007 hielt Cristian Rusu einen Vortrag am Institut für Architekturtheorie der Universität Innsbruck.

Cristian RUSU arbeitet als Künstler, Bühnenbildner und Dozent in Cluj, Rumänien. Er ist Mitglied von Duo van der Mixt (zusammen mit Mihai Pop).