Eva Egermann
Takes on the Crip Magazine
In ihrer Recherche-basierten Praxis beschäftigt sich Egermann mit widerständigen Praktiken, Aneignungen, Sozialen Bewegungen und Popkulturen, die mit Devianz, Abnorm, Krankheit und Behinderung zu tun haben. Sie arbeitet mit Beispielen aus verschiedenen Zeiten und Orten, die Aufbegehren, Irritation oder Widerspruch innerhalb ästhetischer Repräsentationen von Unbeschädigtheit auslösen. Verschiedenste Materialien finden sich in ihren künstlerischen Projekten wieder, reinszeniert, überarbeitet (z.B. in Form einer Zeitung) oder während einer Bandprobe.
Das Crip Magazine ist ein selbstpubliziertes Magazin und eine Sammlung von Materialien zu Crip-themen, Kunst- und Kulturproduktion und Repräsentationen im Widerspruch zu Norm/Abnorm Verhältnissen. Es umfasst Beiträge von Künstler_innen und Autor_innen über die Krüppelbewegung, Outcast-Nights oder Behinderung in subkulturellen, linken und queeren Kontexten; experimentelle Bilder und Texte wie den extraterrestrischen Songtext, exzentrische Sprechstücke, die Cosmic Creatures oder unheimliche Bilder zu Feeling Bad.
Das Magazin beschäftigt sich mit Crip-Popkultur, Kunst und radikalen sozialen Bewegungen, hat Schmerz zum Thema und eröffnet eine transformative Perspektive auf Body-Issues und körperliche soziale Beziehungen. Die Idee, dass schreiben eine Technik der Cyborg ist, wie es Donna Haraway im Cyborg Manifesto formulierte, wurde aufgenommen. Cyborgs kämpfen gegen die perfekte Kommunikation, gegen den einen „Code“, der jede Bedeutung perfekt übersetzt und überträgt. Deswegen insistieren Cyborgs auf Noise und plädieren für Verschmutzung.
Die zweite Ausgabe des Crip Magazine bildet den Ausgangspunkt für Egermanns Arbeit im Künstlerhaus Büchsenhausen. Es bietet die Möglichkeit, sich über die Inhalte darin auszutauschen aber auch daran anknüpfend weiter zu arbeiten. Was kann ein Magazin sein? Wie setzt es sich zusammen? Und wie sieht eine Redaktion aus? Im Laufe des Fellowship realisiert sich die Redaktion auf verschiedenartige Weise in unterschiedlichen Szenarien. Die Auseinandersetzung lässt Kontext, Entstehung und Prozess als imaginativ betrachten. Entstehen werden Sequenzen, die (fiktive) Redaktionssitzungen zeigen. Medienwelt und Normverhältnisse werden dabei ebenso verhandelt wie wesentliche Thesen der „Crip Theory“.
Eva Egermann (*1979 in Wien, Österreich, aufgewachsen im Burgenland) ist Künstlerin und lebt in Wien. Sie arbeitete in unterschiedlichsten Medien und Kollaborationen (wie z.B. der Manoa Free University). Neben zahlreichen künstlerischen Projekten sind Publikationen (z.B. Regime. Wie Dominanz organisiert und Ausdruck formalisiert wird oder Class Works) und kuratorische Projekte (z.B. 2 or 3 Things we’ve learned. Intersections of Art, Pedagogy and Protest oder On Uncanny States and Bodies) entstanden. Sie war Teil der Forschungsgruppe von Model House. Mapping Transcultural Modernisms, Visiting Researcher an der U.C. Berkeley im WS 2014/15 und ist Dissertantin im PhD-in-Practice-Programm an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Ihre Arbeit wurde mit dem Theodor Körner Preis 2015 für Wissenschaft und Kunst und einer Anerkennung im Rahmen des Outstanding Artist Award 2016 in der Kategorie Interdisziplinarität ausgezeichnet.