Jeanna Kolesova

In Zombie Fire
In Zombie Fire ist ein spekulativer Dokumentarfilm, der europäische Moorgebiete als ökologische, politische und kulturelle Archive eines anhaltenden gewaltsamen Wandels untersucht. Mit Schwerpunkt auf den baltischen Staaten, Finnland, Deutschland und Russland fragt er, wie Feuchtgebiete durch die Geschichte der Rohstoffgewinnung und imperialer Ideologien geprägt wurden und wie diese Gebiete weiterhin Zeugen von Zyklen des Traumas und des Überlebens sind.
Moore wurden trockengelegt, um Ideologie, Industrie und Landwirtschaft zu befeuern. Heute werden sie als „Klimasuperhelden“ oder „natürliche Verteidigungslinien“ umgedeutet, doch diese neuen Narrative verschleiern oft ihre Verflechtung mit kolonialer und kapitalistischer Gewalt sowie der anhaltenden Umweltzerstörung. Die Metapher des „Zombie-Feuers“ – ein Torfbrand, der selbst im Winter unter der Erde weiterglimmt – fasst diesen Zustand zusammen: Unterdrückte Geschichten und imperiale Narrative entfachen sich in Zeiten ökologischer Krisen und militärischer Aggression neu.
Im Mittelpunkt des Films steht die Figur des Sumpfgeistes, ein spekulatives Wesen, das ich entwickelt habe, um Verlust, Erinnerung und Widerstandsfähigkeit zu verkörpern. Der Geist bewegt sich durch trockengelegte Moore, Archivreste und Orte, an denen Wiederherstellungsversuche unternommen wurden, und verbindet verschiedene Zeiten und lokale Erfahrungen miteinander. Dieses Wesen lädt die Zuschauer dazu ein, Moore nicht als stille Ressourcen, sondern als lebende Zeugen zu betrachten – als Archive, in denen die Geschichte der Ausbeutung, des Durchhaltens und der Regeneration eingeschrieben ist.
Text: Jeanna Kolesova
Jeanna Kolesova ist ein*e Künstler*in, Filmemacher*in und Researcher*in. Deren Arbeit beschäftigt sich mit der Manipulation von Geschichte und kollektivem Gedächtnis, sowie dem Einfluss imperialer Infrastrukturen auf menschliche und nicht-menschliche Körper und Landschaften.
Kolesova studierte Dokumentarfilm und Fotografie in St. Petersburg, interaktive Medien am CalArts und Experimentalfilm und Neue Medien an der Universität der Künste Berlin. Deren künstlerische Praxis umfasst Film, Videoinstallationen, Lecture Performances und Schreiben und das vernetzen persönlicher und kollektiver Erzählungen um dominante nationalistische und koloniale Narrative zu entmythologisieren.
Kolesovas Arbeit wurde unterstützt mit dem Karl Hofer Stipendium (2023), der Stiftung Kunstfonds (2024), Goldrausch Künstlerinnenprojekt (2024), Schloss Wiepersdorf (2025) und mit dem Karl Schmidt-Rottluff Stipendium (2025-2027). Zu den jüngsten Ausstellungen gehören Brücke Museum Berlin (2025), Fotograf Festival, Prag (2024), Kunstraum Kreuzberg, Berlin (2024), nGbK Berlin (2023), EMOP Berlin (2023), HYBRID Biennale, Dresden (2022), Staatliche Kunsthalle Baden-Baden (2021) und das Museum für Fotografie, Berlin (2021).