muSa mattiuzzi
Abolition Garden
Abolition Garden ist die neueste Version von muSa mattiuzzis Auseinandersetzung mit fiktionalen Denkmälern und Installationen. Ihr Narrativ bewegt sich durch nomadische, bedrohte und symbolische Gärten bis hin zur Gestaltung eines Denkmals für die Zukunft. In ihrer Installation stellt die Künstlerin über ihre Beschäftigung mit Pflanzen, dem Erdboden und Ökosystemen die Frage: Wie archivieren Pflanzen Geschichten? Auf welche Weise sind sie an den Kämpfen in der politischen Arena beteiligt beziehungsweise inwiefern spielen sie eine entscheidende Rolle bei der Neuerfindung der Gesellschaft? Wie können wir den inneren Sprachen von Pflanzen zuhören, den Geschichten, die sie erzählen, und an wen wenden sich diese? Mattiuzzi greift in ihrer Arbeit die Kamelien auf, die einst in den Fenstern brasilianischer Abolitionist*innen ausgestellt waren, um insgeheim ihre Unterstützung für Sklav*innen, die von den Plantagen geflüchtet waren, zu signalisieren. Das Narrativ über Freiheit steht stellvertretend für ein anderes Leben.
Die dritte Iteration des Abolition Garden Monument wurde auf dem Boden des Max-Planck-Instituts in Florenz im Frühling 2024 gepflanzt; dort wird sie bis Herbst 2026 zu sehen sein. Im Kontext des Büchsenhausen-Fellowship-Programms 2025 präsentiert Mattiuzzi das vierte Kapitel der Installation und nutzt für ihre neue Version Erde, Pflanzen sowie diverse Materialien für den Aufbau eines Archivs der in den vorangegangenen Kapiteln (I, II, III) durchgeführten Forschung.
Die investigative Aktion Dive in the Dark aktiviert die Installation und verbindet die kraftvollen Kräuter und Pflanzen Südamerikas, die Heiler*innen, die auf mündlichem Weg das Wissen über sie und den Boden weitergeben, wie auch den Kampf um Land mit der politischen Handlungsmacht von Gärten innerhalb des städtischen Gefüges. Indem Macht und Pflanzen mit den Geschichten der Unterdrückung und den Gefahren des fortlaufenden Extraktivismus verbunden werden, bereitet und destabilisiert Mattiuzzi den Boden für das vierte Kapitel von Abolition Garden.
Dieses Projekt ist eine imaginative Flucht, eine radikale Aktion und ein lebendiges Archiv katalogisierter Pflanzen.
Das dritte Kapitel aus Abolition Garden, ausgeführt zwischen 2024–2026 in Florenz, wurde vom Max-Planck-Institut in Florenz in Auftrag gegeben.
Text: muSa mattiuzzi
muSa michelle mattiuzzi ist eine Performerin, bildende Künstlerin, Autorin und Filmemacherin, die in Berlin lebt. Sie arbeitet mit vielen unterschiedlichen Medien und mit unterschiedlichen Modalitäten – oft mit dem Körper und mit der Stimme – und befasst sich mit den Themen Präsenz, Physikalität und Kommunikation. Unausgesprochene Verträge, koloniale Gewalt, offizielle Archive, persönliche Fiktionen und Plantagen-Erinnerungen – dies sind nur einige wenige Elemente, die ihren Weg in ihre Arbeit finden. muSa: „Die Frage, wie ein offizielles Archiv ‚performt‘ werden kann, ist ein Weg, über das zu sprechen, was ich tue, ganz egal, ob ich nun ein Video, einen performativen Text, eine Sound-Arbeit oder eine Performance produziere. Ich verwende Übersetzung als Methode, um mich auf eine Begegnung vorzubereiten; es geht dabei nicht nur um den Prozess, eine Botschaft in einer anderen Sprache zu formulieren. Übersetzung ist ein arbeitsintensiver, kontextabhängiger Prozess wie auch eine Form des kritischen Fabulierens.“