Rainer Bellenbaum
Kinematografisches Handeln / Cinematographic Practices
Für sein Buchprojekt Kinematografisches Handeln untersuchte Rainer BELLENBAUM die Impulse, Potenziale und Wirkungen kinematografischen Handelns, wie sie sich insbesondere in der Praxis des Galerie- und Installationsfilms artikulieren. Im Mittelpunkt seiner kunst-/filmkritischen Untersuchung stehen Werke jener KünstlerInnen, deren eigene Migrationserfahrungen die Arbeit kennzeichnen. In ihren Arbeiten spielen die Fragen nach kultureller Identität, Erinnerung und politischer Beteiligung ebenso eine Rolle wie die Appropriation oder Reflexion historischer Modelle des Dokumentarismus, des Experimentalfilms, des Schauspielerischen oder der Propaganda. Hinter diesen Verschränkungen stehen nicht zuletzt die seit den 1990er Jahren anhaltenden Entgrenzungsprozesse und die damit verbundenen kulturellen Globalisierungsbewegungen, die als Kontext für das aktuelle künstlerische Interesse am Film verdeutlicht werden sollen.
Einen zweiten Hintergrund für die Untersuchung bildeten die Reflexion des historischen Wechselverhältnisses zwischen Kunst und Film insofern, als auch hier die Themen der Identität, der Erinnerung und der politischen Beteiligung verhandelt werden. Die Interventionen des dadaistisch inspirierten „absoluten Films“ der 1920er Jahre kommen dabei ebenso zur Sprache wie einzelne Kinowerke der Nachkriegsavantgarden, die sich minimalistisch auf die Besonderheiten der Kino-Apparatur konzentrierten. Weitere Bezugsfelder bieten Beispiele des von Realismusdebatten beeinflussten Autorenkinos.
Rainer Bellenbaum vertiefte bzw. ergänzte im Künstlerhaus Büchsenhausen die bereits durchgeführten Recherchen, gewonnenes Text- und Bildmaterial wurde für die Präsentation in Form von Vortrag und Ausstellung zusammengetragen und editiert.
Im Sommersemester 2011 präsentierte Rainer Bellenbaum inhaltliche Schwerpunkte seiner Arbeit und Arbeitsweise im Seminar Film- und Kulturtheorien in künstlerischer Praxis der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft, Institut für Sprachen und Literaturen der Universität Innsbruck, das unter der Leitung von Dunja Brötz stattfand.
Rainer BELLENBAUM (*1957) Medienwissenschaftler, lebt und arbeitet als Film- und Kunstkritiker in Berlin und Wien. Künstlerische Kurzfilme und Kooperationen (ab 1983), Kameraarbeit, Recherche und Berichte für TV-Anstalten u. a. (1986–2005), Autor für Kunstmagazine (Texte zur Kunst, springerin, Camera Austria) sowie Buchpublikationen (seit 2004).