Extinct Architecture

Architektur erfüllt verschiedene Funktionen; unabhängig davon hat sie immer auch einen repräsentativen ideologischen Zweck. Die Architektur, die sich auf der Grundlage der Religion gegründet hatte, übernahm mit dem Aufkommen der Nationalstaaten eine neue Funktion der ideologischen Repräsentation, bevor sie – unter den Bedingungen der Globalisierung – endgültig innerhalb von Marktzwängen und Immobilienspekulationen verschwand. Die Veranstaltung Extinct Architecture näherte sich diesem Phänomen des Verschwindens mit einer Reihe von Vorträgen über die Zusammenhänge zwischen der heutigen Architektur, Religion, Utopie und Ideologie an.

Lan Tuazon, Initiatorin der Veranstaltung, eröffnete den Abend mit einem Vortrag über die Möglichkeit einer vergangenen utopischen Architektur, die die Öffentlichkeit beherbergen und repräsentieren kann. Ihre Untersuchung von solchen exemplarischen utopischen Architekturen reichte von Beispielen der Stadtplanung, des öffentlichen Wohnungsbaus bis hin zur Gestaltung von Parlamentsgebäuden.

Matilde Cassani präsentierte ihre Recherchen zur Entstehung von verborgenen sakralen Versammlungsräumen innerhalb von profanen Gebäuden. Ihre Fallstudien zeigen, wie ImmigrantInnen in Mailand und New York funktionale Räume in religiöse Räume umwandeln, um ihre religiösen und kommunalen Bedürfnisse zu befriedigen. Die Untersuchung Cassanis verweist so auf eine Architektur ohne ArchitektInnen.

Der Untergang des real existierenden Kommunismus kann als Effekt eines erloschenen utopischen Glaubens diskutiert werden. Zudem wird heute oft davon ausgegangen, dass der utopische Glaube als solcher verloren gegangen ist. In seinem Vortrag zeigte der Philosoph Philipp Kleinmichel hingegen, dass auch die so genannte neoliberale Kultur unserer Gegenwart immer noch von einem unerwarteten utopischen Glauben beherrscht wird.

Lan TUAZON (*1976 auf den Philippinen) lebt und arbeitet als Künstlerin in New York. In ihrer Arbeit befasst sie sich mit der Ordnung der Dinge in Bezug auf bebaute und imaginäre Umgebungen. Sie stellte unter anderem im Brooklyn Museum, New York (solo), dem Schloss Solitude, Stuttgart (solo), der Bucharest Biennale 4 und im Württembergischen Kunstverein in Stuttgart aus.
www.lantuazon.com

Matilde CASSANI Matilde Cassani ist Doktorandin an der Fakultät für Architektur des Politecnico di Milano, wo sie ihre Forschungen über sakrale Räume in profanen Gebäuden fortführt.
www.matildecassani.com

Philipp KLEINMICHEL lebt und arbeitet in Berlin. Er studierte Philosophie, Kunsttheorie, Film und Curatorial Studies in Freiburg, Karlsruhe und New York. Im Jahr 2008 leitete er das vom Kuratorium für die 5. Berlin Biennale organisierte Seminar Reading Capital an der Montgomery Gallery. Er unterrichtete Kunsttheorie und Philosophie an der HfG Karlsruhe/ZKM.

Veranstaltungsort

Künstler:innenhaus Büchsenhausen
Weiherburggasse 13
A-6020 Innsbruck

+43 512 27 86 27
office@buchsenhausen.at