Gareth Kennedy: Die unbequeme Wissenschaft – Akt II

Gareth Kennedy, Maske: Direktorin des Volkskunstmuseums Gertraud Pesendorfer (1895-1982), geschnitzt von Martin Egger; Foto: Gareth Kennedy.

Im Herbst-Winter 2016 zeigt das Tiroler Volkskunstmuseum auf Initiative und in Kooperation mit dem Künstlerhaus Büchsenhausen die Ausstellung Die unbequeme Wissenschaft – Akt II des irischen Künstlers Gareth Kennedy.

Das deutschsprachige Südtirol, nach dem Ersten Weltkrieg von Italien annektiert, wurde in der Zeit des Faschismus und Nationalsozialismus zu einem Reibebaum einer ideologisch geleiteten Forschung: Italienische Geografen und österreichische Volkskundler präsentierten gleichermaßen die „Wurzeln“ von Kultur und Bevölkerung aus ihrer jeweiligen Sicht heraus. Kulturkontakte im alten Brückenland zwischen Nord und Süd wurden einseitig gelesen oder bewusst übergangen, das Historische ideologisch zurechtgebogen oder konstruiert. Es ist ein schwieriges, emotionales und politisch heikles Kapitel – ein Kapitel, das von Ettore Tolomei, dem Leiter des Commissariato Lingua e Cultura per l’Alto Adige zur Kulturkommission des „NS-Ahnenerbes“ und schließlich zur Geschichte des Tiroler Volkskunstmuseums führt und das selbst unter Wissenschaftler_innen bis heute Debatten auslöst. Solche Debatten sind jedoch integraler Bestandsteil des künstlerischen Konzepts von Gareth Kennedy, der traditionelle Schnitzer mit der Herstellung von Masken mit dem Konterfei zentraler Akteur_innen jener Zeit beauftragte und diese Masken zusammen mit bisher wenig bzw. noch nicht gezeigten Originaldokumenten in den aus Südtirol stammenden gotischen Stuben im Volkskunstmuseum präsentieren wird. Das Projekt regt zum Nachdenken über die Erfindung von Traditionen und die Instrumentalisierung von Volkskultur an.

Gareth Kennedys künstlerische Arbeit beschäftigt sich mit der sozialen Handelsmacht des Handgefertigten im 21. Jahrhundert; sie generiert „Interessensgemeinschaften“ rund um die Produktion und Performance neuer materieller Kulturen. Die operative Ästhetik des Künstlers basiert auf einem anthropologischen Ansatz: Für seine Arbeiten greift Kennedy auf die besonderen sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Geschichten eines Ortes zurück. Zu seiner bisherigen Praxis gehören Arbeiten im öffentlichen Raum, Bildungsprojekte, Ausstellungen, Residencys und Kollaborationen. Gareth Kennedy arbeitet auch mit der Künstlerin Sarah Browne als Kennedy Browne zusammen. Als solche vertraten sie Irland bei der Biennale von Venedig 2009.

www.gkennedy.info
www.kennedybrowne.com

Veranstaltungsort

Tiroler Volkskunstmuseum
Universitätsstraße 2
6020 Innsbruck