Private Investigations

Forschung, Wissensaneignung und -verarbeitung in zeitgenössischen Kunstpraktiken

Ausstellungs- und Diskussionsreihe, 10.11.2005 – 03.02.2006 und 13.12.2006 – 26.01.2007
Künstlerhaus Büchsenhausen, Stadtturmgalerie, Kunstpavillon

Ausstellungen von Judith Fischer & Claudia Hardi, Cătălin Gheorghe, Kristina Inčiūraitė, ixi software (Enrike Hurtado und Thor Magnusson), Benny Nemerofsky Ramsay, Urtica Art and Media Research Group (Eduard Balaz / Violeta Vojvodic), Alexander Vaindorf, Mona Vătămanu & Florin Tudor

Präsentationen und Vorträge von BAVO, Geoffrey Garrison, Natascha Hagenbeek, Meta Haven Research Group, Hinrich Sachs, Stevan Vuković.

kuratiert von Andrei Siclodi und Ingeborg Erhart
in Kooperation mit der Jan van Eyck Academie, Maastricht

 

Private Investigations widmete sich als Forschungsprojekt zeitgenössischen Kunstpraktiken, die mit Hilfe individueller, nicht-wissenschaftlicher Forschungsmethoden und -strategien Informationen gewinnen und zu Wissensgrundlagen machen, die selbst wiederum zum Material der künstlerischen Arbeit werden. Da solche Strategien und Methoden der Wissensaneignung und -verarbeitung im institutionellen Rahmen von Künstler:innen-Residenzen und postgradualen Programmen zunehmend zu beobachten sind, untersuchte das Projekt auch die spezifischen Arbeitsbedingungen innerhalb dieser Institutionen.

Die Ausstellungs- und Diskussionsreihe fand vom Anfang November 2005 bis Anfang Februar 2006 sowie als Nachtrag einer Ausstellung von Mitte Dezember 2006 bis Ende Januar 2007 in Innsbruck statt. Im Künstlerhaus Büchsenhausen, der Stadtturmgalerie und im Kunstpavillon der Tiroler Künstlerschaft wurden Arbeiten ehemaliger StipendiatInnen des internationalen Residenzprogramms für visuelle Künste und Medienkünste büchsenhausen.air präsentiert und zur Diskussion gestellt. Die eingeladenen Künstler:innen und Theoretiker:innen setzen sich investigativ mit Themen auseinander wie der Ausbreitung von kulturellen Mustern (URTICA Art and Media Research Group), der gemeinschaftlichen künstlerischen Produktion und der generativen Software (ixi software), dem Einfluss serieller Architektur auf das menschliche Verhalten (Mona Vătămanu & Florin Tudor), den idiomatischen Handlungsweisen einer Künstler:innengemeinschaft in einer Gesellschaft des Übergangs (Cătălin Gheorghe), den sozialen und psychologischen Veränderungen in der Gesellschaft anhand der Untersuchung von Vorstellungen weiblicher Identität (Kristina Inčiūraitė), den Modellen der Sprach- und Bildwahrnehmung im Zuge filmischer und computerisierter Wissensaneignung und -organisation (Judith Fischer & Claudia Hardi), mit Feldforschung als künstlerischer Praxis (Alexander Vaindorf) und schließlich mit hegemonial wirkenden Konzepten von Liebe und zwischenmenschlichen Beziehungen in der Popmusik (Benny Nemerofsky Ramsay). Darüber hinaus wurde besonderes Augenmerk auf die Forschungs- und Produktionsbedingungen im postakademischen Kontext der Jan van Eyck Academie in Maastricht gelegt. ForscherInnen und beratende ForscherInnen der drei Abteilungen Kunst, Design und Theorie stellten ihre laufenden Projekte in einem diskursiven Rahmen vor.

URTICA Art and Media Research Group (Eduard Balaž, *1972/Violeta Vojvodić-Balaž, *1971) besteht seit 1999 und hat ihren Sitz in Belgrad und Novi Sad. Die Gruppe entwickelt multidisziplinäre Projekte, in denen Kunst, Wissenschaft und soziales Engagement verschmelzen. Ihre Arbeit umfasst Web-Projekte, Medienaktionen, Objekte und Installationen. Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf Bildungsprojekten (Workshops, Webanwendungen).

Urtica war unter anderem Teilnehmer der Ars Electronica 2003 in der Ausstellung Code – The Language Of Our Time und Gewinner des Unesco Digital Arts Award 2003. Sie nahm an zahlreichen internationalen Festivals und Ausstellungen teil, unter anderem an FILE (São Paolo und Rio de Janeiro), Ogaki Bienniale (IAMAS, Ogaki, Japan), Hilchot Shchenim – The Israeli Center for Digital Art (Holon, Israel), Kunstraum der Leuphana Universität Lüneburg (D).
www.urtica.org

Enrike HURTADO (*1973 in Bilbao) lebt und arbeitet in San Sebastian und Bilbao. Studium der bildenden Kunst an der Universität Bilbao (1991–97), MA in Design of Interactive Media, Middlesex University, London (2000/01).

Thor MAGNUSSON (*1972 in Reykjavik) lebt und arbeitet in Kopenhagen. Studium der Philosophie an der University of Iceland, Reykjavik (1996/97), MA in Electronic Arts, Middlesex University, London, Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft an der University of Copenhagen (1998–2002), Diplom zum Thema Currents in the Process-Oriented Works of Generative and Software Art.

Enrike Hurtado und Thor Magnusson arbeiten seit 2001 zusammen als ixi software. Seit 2002 Lehraufträge und Workshops an der Akademie der bildenden Künste Wien, der Pompeu Fabra University in Barcelona, der Faculty of Art and Design of Hull, dem Department of Electroacustic Music an der University of Huddersfield, dem ICA in London, dem Mit-Medialab in Dublin, dem Media Lab Uiah Helsinki und am Arteleku Center in San Sebastian.
www.ixi-software.net

Mona Vătămanu (*1968) und Florin Tudor (*1974) arbeiten seit 2000 zusammen. Zahlreiche internationale Ausstellungen seit 2004, solo unter anderem im Frankfurter Kunstverein (2013), der Wiener Secession (2009), BAK Utrecht (2009). TeilnehmerInnen u. a. an der 5. Berlin Biennale (2008) und der Biennale von Venedig (Rumänischer Pavillon, 2007). Vătămanu & Tudor leben und arbeiten in Bukarest.
www.monavatamanuflorintudor.ro

Kristina Inčiūraitė (*1974) lebt in Vilnius/LT. Ihre Videoarbeiten protokollieren und reflektieren soziale und psychologische Veränderungen in der litauischen Gesellschaft nach der Sowjetära, indem sie persönliche Erinnerungen zum Thema machen und Auffassungen von weiblicher Identität untersuchen.
www.inciuraite.lt

Cătălin GHEORGHE ist Autor und Kurator und lebt in Iaşi, Rumänien. Er unterrichtet Theorie und Geschichte der Kunstkritik an der Universität von Iaşi und ist an verschiedenen Projekten und Aktivitäten der Vector Galerie beteiligt. Seit 2000 Veröffentlichung zahlreicher Artikel über zeitgenössische Kunstpraktiken in verschiedenen Fachzeitschriften.
www.periferic.org

Judith Fischer (*1967 in Hallstatt/A) Autorin und Künstlerin, arbeitet konzeptuell und künstlerisch im Feld und im Kontext von Literatur, Philosophie, (Horror-)Film, Theorie und visueller Kunst. Postgraduate Studies an der Jan van Eyck Academie in Maastricht und am Bauhaus Kolleg, Dessau. Publikationen und Projekte u. a. Vampiric, 2002; I saw her. I saw her, 2003; Predator & Prey, 2004. Film: Dark.Reading, 2005, SOME – Women Hauses Phantoms 2000–2010, 2010.

Claudia Hardi (*1969, St. Gallen/CH) arbeitete zu jener Zeit als Computerkünstlerin, Informationsdesignerin und Internet-Researcherin in Maastricht. In ihrer Arbeit untersucht sie die Zusammenhänge und Wechselbeziehungen der Geschichte der Popkultur, der Computerwissenschaften und der Comic- und Gamekultur. Studium des Städtebaus, der bildenden Kunst und der neuen Medien. Projekte: As We May Think Database, 2004/05; Dream Machines, 2005.

www.awmt.info
www.malloryneelyhouse.net

Alexander VAINDORF (*1965 in der ehemaligen UdSSR) lebt und arbeitet in Stockholm. MFA an der Columbia University, Visual Arts, New York. Seit 1996 Teilnahme an zahlreichen internationalen Ausstellungen, unter anderem an der Manifesta 7 (Südtirol/Trentino, 2007).
www.alexandervaindorf.com

Benny Nemerofsky RAMSAY (*1973 in Montreal) verwendet in seinen Video-, Text- und Soundarbeiten Songs, selbstbezogene Performances und Texte aus der Popmusik als Mittel zur Untersuchung der Singstimme, der (Un-)Übersetzbarkeit von Emotionen in Sprache und des Einflusses von Technologie und Populärkultur auf den emotionalen Ausdruck.
www.nemerofsky.ca

Veranstaltungsort

Büchsenhausen

Stadtturmgalerie

Kunstpavillon