Vlad Morariu
Parerga: The Politics of Framing in the Current Discourse of Institutional Critique
Vlad Morariu führte in Büchsenhausen seine Recherche zur gegenwärtigen Situation und den Möglichkeiten der Institutionskritik fort. Dieses umstrittene Konzept entstand in den 1980er-Jahren im Umfeld von KünstlerInnen und AkademikerInnen. Es beschreibt künstlerische Praktiken, die die Art und Weise, wie eine Kunstinstitution das Kunstobjekt sowohl physisch als auch in ideologisch-konzeptioneller Hinsicht „einrahmt“, analysieren, infrage stellen, offenlegen und manchmal auch verändern. Konzeptionell unterscheidet Morariu zwei Definitionsmöglichkeiten von Institutionskritik: einerseits als Kategorie der kunsthistorischen Lehre, andererseits als Methodologie zur Analyse, Offenlegung und Intervention innerhalb einer institutionellen Situation. Morarius Projekt speiste sich aus dieser letztgenannten, methodologisch-praktischen Herangehensweise an die Institutionskritik und versuchte – in Anlehnung an Simon Sheikh –, die Art und Weise, wie die Kritik als Methode mit der Institution als Objekt in Verbindung gebracht werden könnte, neu zu überdenken. Morariu regte eine Rückbesinnung auf den Begriff des Rahmens an, eines der wichtigsten Themen der institutionskritischen KünstlerInnen der 1970er-Jahre, und versuchte zu erklären, inwieweit die Rahmung auch im gegenwärtigen kritischen Diskurs noch ein wichtiges Thema ist und auf welche Art es die künstlerische Praxis beeinflusst.Dazu verwies Morariu u.a. auf Jacques Derrida, der in „Die Wahrheit in der Malerei“ das Parergon – den Rahmen – definiert als das, was „dem ergon, der gemachten Arbeit, der Tatsache, dem Werk entgegen, [ihm] zur Seite und zu ihm hinzu[tritt], aber es fällt nicht beiseite, es berührt und wirkt, von einem bestimmten Außen her, im Inneren des Verfahrens mit; weder einfach außen noch einfach innen.“ Parerga bedingen einen bestimmten im Werk bestehenden Mangel, als würde das Werk solche Rahmen verlangen, sie brauchen und wollen, und insoweit stellen diese Rahmen eine Ebene dar, die nicht nur vom Inneren des Werks, sondern auch vom äußeren getrennt ist, „von der Wand, an der das Gemälde hängt, vom Raum, in dem die Skulptur oder Säule steht, und in der Folge von der Gesamtheit historischer, ökonomischer, politischer Einschreibungen, die den Impuls zur Signatur erzeugen“. Aus diesem Grund verleiht laut Derrida eben dieser Zustand des gleichzeitigen innen und außen dem Parergon eine kritische Funktion. Morariu geht davon aus, dass die Institutionskritik als Praxis und als Methodologie eben dieses gleichzeitige innen und außen des Rahmenwerks herausstreicht, das innerhalb der Ideologie einer Kunstinstitution funktioniert, aber auch die Logik einer möglichen Befreiung mit einbezieht.Den Schwerpunkt von Morarius Arbeit in Büchsenhausen bildete die Recherche dazu, wie gegenwärtige künstlerische Praktiken mit dem Erbe einer Infragestellung von „Annahmen und Bedingungen des Möglichen“ umgehen, die direkt mit einer anhaltenden Reflexion aktueller Prozesse der Rahmung von Kunst in Verbindung stehen.
Vlad Moriaru war Empfänger des Stipendiums der Stadt Innsbruck im Künstlerhaus Büchsenhausen 2013.
Vlad Morariu *1983, ist als Theoretiker, Kurator und Kunstkritiker in London tätig. Er studierte Philosophie an der Loughborough University School of the Arts, seine Doktorarbeit befasste sich mit der gegenwärtigen Situation und den Möglichkeiten der Institutionskritik (PhD-Abschluss 2014). Er übersetzte Arthur Dantos Werk „The Transfiguration of the Commonplace. A Philosophy of Art“ ins Rumänische, Idea (2012), und veröffentlichte Texte und Interviews in verschiedenen Sammelbänden, etwa Atlas of Transformation, JRP-Ringier (2010), oder Crisis, Rupture and Anxiety, Cambridge Scholars Publishing (2012). Morariu ist seit 2011 Mitglied der Plattform ArtLeaks und seit 2007 für die Zeitschrift Idea Art + Society tätig.