WHAT YOU ARE DOIN‘ TAPIN‘ von voiceoverhead*

voiceoverhead ist ein kollaboratives Projekt von Achim Lengerer (Büchsenhausen-Stipendiat 2010-11) mit dem israelischen Künstler Dani Gal. In ihrer gemeinsamen künstlerischen Praxis, interessieren sich die zwei Künstler für Audio-Akustik und Tonarchivierungsmedien. Ihr Hauptinteresse gilt dabei Audioaufnahmen von Sprache und Reden – vor allem Originalaufnahmen von Radiosendungen oder aus Radioarchiven. Das von ihnen ursprünglich entwickelte voiceoverhead-Konzept basiert auf die Verwendung einer Tonträgersammlung von rund 350 Aufzeichnungen von politischen Ansprachen und sprachbasierte Radiosendungen, bei denen es sich aber nicht um Narrative wie Hörspiele oder Features handelt. Die in diesem Archiv befindlichen Audiomaterialien wurden in verschiedenen spezifischen Kontexten aufgenommen und veröffentlicht. Die Aufnahmen behandeln beziehungsweise halten Ereignisse der Geschichte als akustische Zeugnisse fest. Die meisten von ihnen wurden ursprünglich dafür gedacht, quasi als „Zeitzeugnisse“ oder als „Dokumentation des Realen“ zu dienen. Gal und Lengerer verwenden diese Materialien für Live-Performances, die sie unter Verwendung von typischen DJ-sets gestalten. Die Geste des Auswählens eines Stückes aus der Archivmasse ist dabei von eminenter Bedeutung. Es geht um das Extrahieren, um ein Extrahieren, das inhärente Details des Audiomaterials isoliert. Das Dekontextualisieren ist hier Methode und zugleich Ergebnis des Prozesses. Die extrahierten Sound-Fragmente werden erneut arrangiert, das heißt, sie werden im ursprünglichen Sinn des Wortes “com-poniert“.

Aus der gemeinsamen Arbeit heraus hatten Gal und Lengerer die Idee, die eigene Sammlung und ihre damit operierende künstlerische Praxis in einen breiteren Kontext zu stellen. Konsequenterweise wurden damit andere mit archiviertem Sprachmaterial arbeitenden KünstlerInnen, FilmemacherInnen und MusikerInnen zu Kooperationen eingeladen.

Die Audioarbeit „What you are doin‘ tapin’“ ist das Ergebnis einer solchen Begegnung, in diesem Fall mit dem britischen Künstler William Furlong. William Furlong, Jahrgang 1944, ist vor allem auf Grund seines „Audio Arts Projekts“ bekannt. „Audio Arts“ war ein Britisches Sound-Magazin, das vom Kurator Barry Barker und von William Furlong 1973 gestartet wurde und auf Kassetten, später auch auf Vinyl-LPs und CDs zeitgenossische Kunstereignisse durch Interviews von KünstlerInnen- und KuratorInnen, Aufnahmen von Sound-Performances oder Audio-Art-Beiträge dokumentierte. Zwischen 1973 und 2006 publizierte Audio Arts 25 Ausgaben von je 4 Nummern. Unter den interviewten finden sich darin unter anderem Andy Warhol, Anish Kapoor, Joseph Beuys, Gilbert & George, Yoko Ono, R. Buckminster Fuller, Hermann Nitsch, Mario Merz, Gerhard Richter und Nam June Paik. William Furlong führte alle Interviews bis 1996. Das „Audio Arts“ Archiv wurde im Jahr 2004 vom Tate Museum angekauft.

In der Sendung sind ein Statement von Achim Lengerer über voiceoverhead und die Umstände der Entstehung der Arbeit „What you are doin‘ tapin'“ sowie das Audiostück selbst zu hören.

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