Angelika Wischermann

"Angestachelt" 2022; Holzstuhl, Rosenstacheln; 86 x 44 x 40 cm. Foto: Angelika Wischermann

Angelika Wischermanns Werke weisen einen starken Handlungs- oder Tätigkeitsbezug auf. Zeitliche Ausweitung, Wiederholungen und obsessiv ausgeführte Tätigkeiten spielen eine zentrale Rolle. Durch große Anstrengung oder starke Zeitdehnung – die vermeintlich zu nichts führen – werden Absurdität und Ziellosigkeit erzeugt. Diese Sinnentleerung rückt Handlungen und Prozesse selbst in den Fokus. Darüber hinaus drücken Zeit und Wiederholung in Wischermanns Werk die Sehnsucht nach Zustandsstabilität aus.

Wischermann arbeitet mit Performances und Interventionen im Außenraum, Videoperformances, Objekten oder Installationen. Den vielfältigen Werkerzeugnissen, in unterschiedlichen Medien und Techniken, liegt bei näherer Betrachtung stets eine ähnliche Thematik und Methodik zugrunde: Live- und Videoperformances bilden Tätigkeiten und Vorgänge direkt ab, machen Zeit über Wiederholung, Ausdauer und Anstrengung sichtbar. Ausgedehnte, sich ständig wiederholende Handlungen können aber auch für das Erzeugen von Spuren, Abdrücken und Einschreibungen genutzt werden. Wirkt Wischermann mit ihrem Körper immer wieder in der gleichen Art und Weise auf ein Objekt oder Material ein, beginnt sich dieses zu verändern oder abzunutzen. So entstehen Objekte, die von ihrer eigenen Entstehungsgeschichte berichten und Zeugen der stattgefundenen Handlung sind.

Wischermanns Werke und Projekte gehen oft eine Beziehung mit dem Präsentationsort ein oder geben Konditionen und Gegebenheiten des Vorgefundenen wieder. Materialbesonderheiten und in der Natur stetig stattfindende Prozesse werden für die Projektumsetzung genutzt oder bei der Werkerstellung aufgegriffen.
Gegen das stetig gleichbleibende unüberwindliche Verstreichen von Zeit lässt sich unmöglich anarbeiten dennoch kann das intensive Eintauchen in eine Tätigkeit einen höchst beglückenden Flow hervorrufen. Repetition kann neben der negativen Deutung von Stupidität, Stillstand und Vergänglichkeit auch als etwas Bekanntes und Beruhigendes gelesen werden.

Angelika Wischermann (*1983 in Herdecke, D) studierte Bildhauerei und Medienkunst von 2006 bis 2009 an der Muthesius Kunsthochschule Kiel (Bachelor bei Arnold Dreyblatt) und von 2009 bis 2013 an der Universität für angewandte Kunst Wien (Diplom bei Martin Walde). Kontinuierlich präsentiert Wischermann ihre Werke und Projekte in Ausstellungen im In- und Ausland. Neben der klassischen Ausstellungstätigkeit interessiert sie sich besonders für Projekte und Präsentationen jenseits der städtischen Zentren (z.B. Kunstformen Obertrum, Kunstfestival Supergau in Salzburg, Kunstraum Grünspan in Kärnten) sowie ortsspezifisches Arbeiten während Residencies (z.B. medienfrische im Bschlabertal, 6. AiR Krinzinger Kuberton, Vorbrenner in Innsbruck).