Farida Heuck
Sprachpolitik als Technik des Regierens
Ziel des Projekts Sprachpolitik als Technik des Regierens war es, Utopien für Mehrsprachigkeit zu entwickeln, in denen eine Gleichbehandlung der Sprache und Kultur von MigrantInnen und Flüchtlingen im Vordergrund steht. Als Grundlage diente der Autonomiestatus Südtirols, worin der Schutz der deutschsprachigen Minderheit in Italien vollzogen wurde.
„Neben dem Autonomieabkommen ist der deutschsprachigen Bevölkerung in Südtirol vor allem die Dynamik des europäischen Integrationsprozesses sehr zugute gekommen“, schreibt Farida Heuck. „Der Beitritt Österreichs zur EU verbesserte die politischen Rahmenbedingungen Südtirols entscheidend und das Schengener Abkommen ließ in weiterer Folge die trennenden Aspekte der Staatsgrenze für SüdtirolerInnen in den Hintergrund treten. Dieses neu entstandene Grenzregime lässt jedoch andere zu Minderheiten werden und stellt die Basis einer rassistischen Abschottung gegen MigrantInnen und Flüchtlinge dar. Dabei spielen das Dogma der Integrationspolitik in Europa und die verpflichtenden Integrationskurse, wobei nur die jeweilige Nationalsprache und -kultur zählen, eine entscheidende Rolle. Der Aufenthalt vieler Nicht-EU-BürgerInnen hängt von den Ergebnissen der Abschlussprüfung der Integrationskurse ab. Wer sich diesem System verweigert oder einfach nur durch die peniblen Erfolgskontrollen fällt, muss mit Sanktionen, im schlimmsten Fall mit der Abschiebung rechnen. Diese Praxis steht in einem gewaltigen Widerspruch zur Sprachenpolitik der Vereinten Nationen, deren Ziel es ist, die Mehrsprachigkeit zu stärken, da sie die persönliche Entwicklung des Einzelnen fördere, die berufliche Mobilität verbessere, die Wettbewerbsfähigkeit und das Verständnis anderer Kulturen begünstige. Doch welche Mehrsprachigkeit als bereichernd gesehen wird, kann von (post-)kolonialen Erfahrungen sowie von migrantischen Bewegungen in Bezug auf Konzepte der Nationenbildung und Landessprachenregelungen nicht getrennt werden.“
Farida Heuck entwickelte in Büchsenhausen eine inszenierte Diskussion im öffentlichen Raum zum Thema Mehrsprachigkeit in Österreich. Diese fand im Mai 2011 in der Maria-Theresien-Straße in Innsbruck statt und bildete die Grundlage ihres Beitrags in der Ausstellung Weiterkommen. Kunst Sprache Kino Migration.
Im Sommersemester 2011 präsentierte Farida Heuck inhaltliche Schwerpunkte ihrer Arbeit und Arbeitsweise im Seminar Film- und Kulturtheorien in künstlerischer Praxis der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft, Institut für Sprachen und Literaturen der Universität Innsbruck, das unter der Leitung von Dunja Brötz stattfand.
Farida HEUCK ist bildende Künstlerin und lebt in Berlin. In ihrer Arbeit setzt sie sich immer wieder mit dem Spannungsfeld von Kunst und Politik auseinander. Ihre multimedialen orts- und kontextspezifischen Installationen versteht sie als Schnittstelle zwischen den Bedingungen und der medialen Repräsentation von Migration. Dabei stehen Fragen nach Identitätszuschreibung täglichen Leben, deren Stereotypisierung und die daraus folgenden Ein- und Ausschlusskriterien im Vordergrund.
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