Lieven De Boeck

Das Wörterbuch des Raums / Der Öffentliche Raum

Lieven DE BOECKs künstlerische Praxis baut auf die Beziehung zwischen verschiedenen Disziplinen und Räumen auf und untersucht, wie der Kontext die Bedeutung einer bestimmten Erscheinungsform verändern kann. Seine Hauptstrategie in diesem Zusammenhang ist die Typologisierung.

Typologien zu erstellen bedeutet, eine mehr oder weniger systematische Klassifikation der Typen von Dingen gemäß ihrer allgemeinen Charakteristika vorzunehmen. Es bedeutet, die speziellen Charakteristika zu tilgen, um nur die allgemeinsten beizubehalten. Im Fall von Lieven De Boeck führt diese Suche einerseits zu einer Typologie von Architektur, von Museen oder von Wohnräumen. Andererseits arbeitet er an einer Typologie seiner selbst durch das Medium des Selbstporträts. Obwohl dieses Porträt jeweils die Form einer Performance, einer Zeichnung, eines Neontextes oder eines Objekts annehmen kann, ist es stets eine persönliche Einladung an den Betrachter, seine Identität zu schreiben oder sich diese vorzustellen.

Seit 2003 entwickelt Lieven De Boeck sein Dictionary of Space (dt.: Wörterbuch des Raums). Das Projekt befasst sich mit allgemeinen Themen wie Identität, Grenzen (privat oder öffentlich), Territorium, Aneignung. Durch den geschilderten Prozess der Typologisierung geschieht dies jedoch in einer betont individuellen Art und Weise. Das Wörterbuch macht den Versuch, Konzepte neu zu formulieren, denen die ursprünglichen Bedeutungen abhanden gekommen sind aufgrund einer übergroßen Last an Bildern und Assoziationen, die ihnen im Laufe der Zeit aufgeladen worden sind.

Nachdem er den ersten Teil seines Wörterbuches des Raums zum Thema Housing (Unterkunft) realisiert hatte, arbeitete Lieven De Boeck im Künstlerhaus Büchsenhausen am zweiten Teil mit dem Titel Public Space (Öffentlicher Raum).

Die Arbeit mündete in die Produktion der Edition Public Space, l.e.t.t.e.r.s. (Auflage: 50 Stück), bestehend aus vier Büchern mit insgesamt 366 Originalzeichnungen und -drucken, die pro Buch individuell bearbeitet wurden. Die Edition entstand in Zusammenarbeit mit Extra City, Antwerpen und Onomatopee, Eindhoven.

Im Zuge seines Fellowshipaufenthalts erhielt Lieven De Boeck im Wintersemester 2008/09 einen Lehrauftrag am Institut für Architekturtheorie der Universität Innsbruck.

Lieven DE BOECK lebt und arbeitet als Künstler in Brüssel und New York. Er war Fine Art Researcher an der Jan van Eyck Academie in Maastricht (2003/04) und Artist in Residence am ISCP New York (2006). Ausstellungen (Auswahl): Making Things Public, Witte de With, Rotterdam (Einzelausstellung, 2004), Making Traces (mit Elena Herzog), LMAKprojects, New York (2007) und Mimétisme, Extra City, Antwerpen (Gruppenausstellung, 2008). Wichtige Publikationen: Housing (2004), das erste Buch in der Reihe Dictionary of Space, Texts #1 (2007), eine Sammlung von Texten über Lieven De Boecks Arbeit, und Public Space, l.e.t.t.e.r.s. (2009), die zweite Publikation in der Reihe Dictionary of Space.

www.studiolievendb.com