Seeing Through the Affects of Violence. Part 1
Mykola RIDNYI (Fellow), Sezgin BOYNIK (Theoretiker) und Daniel MUZYCZUK (Kurator)

Die Online-Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.
In einer Reihe von Arbeiten, die in den vergangenen sechs Jahren entstanden sind, beschäftigt sich Mykola RIDNYI mit der Frage des Sehens im Kontext einer von Krieg geprägten Realität. Wie kann man über Gewalt sprechen, ohne sie zu reproduzieren? Und wie kann man das Mitgefühl in einem Strom von Sensationsnachrichten und schockierenden Inhalten bewahren? Ridnyi macht Anleihen bei der visuellen Sprache der Augenheilkunde und verwendet die Metapher der Blindheit, um die Entmenschlichung der Gesellschaft zu beschreiben. Im Rahmen seiner Recherchen für das Projekt Fear Has 100 Eyes während der Fellowship im Künstlerhaus Büchsenhausen lädt der Künstler Sezgin BOYNIK, Theoretiker und Chefredakteur der Rab-Rab Press in Helsinki, und Daniel MUZYCZUK, Kurator und Leiter der Abteilung für moderne Kunst im Muzeum Sztuki in Łódź, ein, um über alternative Seh- und Reflexionsweisen im Kontext aktueller globaler Konflikte und deren historischen Hintergründe zu sprechen.
In seinem Vortrag Blind Spots of Violence* wird Sezgin Boynik über seine laufende Forschung zu den politischen Implikationen von experimentellen Filmformen sprechen. Indem er sich auf die strukturalistisch-materialistische Radikalkritik der Repräsentation konzentriert, betont er die Relevanz dieser Debatten aus der Mitte der 1970er Jahre für das Verständnis unserer heutigen Lage. In Auseinandersetzung mit der Arbeit von Lis Rhodes wird Boynik erörtern, in welcher Weise die Kritik der Repräsentation und des Erzählens mit derjenigen von Gewalt und Zwang zusammenhängt.
*in Anlehnung an Frederic J. Schwartz‘ Buch Blind Spots: Critical Theory and the History of Art in Twentieth-Century Germany
Daniel Muzyczuk wird die Arbeitsweise des polnischen Künstlers und Theoretikers Władysław Strzemiński analysieren. Während des Zweiten Weltkriegs fertigte Strzemiński eine Reihe von Zeichnungen an, die die Erfahrung, Zeug:in von Gewalt zu sein, reflektierten. Während die Linie noch in den organischen Formen verwurzelt war, die er in seinen früheren unistischen Kompositionen verwendet hatte, waren diese Zeichnungen figurativ und evozierten dramatische Ereignisse. Sein Vortrag Mindful Eye. Władysław Strzemiński and the Traces of Violence wird sie in Beziehung zu den Theorien des Künstlers und seinen Ideen über ein dynamisches Verständnis von Realismus und visuellem Bewusstsein setzen.
BITTE BEACHTEN SIE: Wenn Sie direkt an der Diskussion teilnehmen möchten, registrieren Sie sich bitte über Eventbrite. Sie erhalten automatisch den Zoom-Link. Ansonsten können Sie die Veranstaltung auf Facebook verfolgen.
Die Veranstaltung ist Teil der Büchsenhausen Focus Weeks 2021. Weitere Veranstaltungen der Fellows 2020-21 werden im Laufe der nächsten Wochen folgen.
Mykola RIDNYI ist Künstler, Filmemacher und Essayist und lebt in Kiew, Ukraine. Seine Arbeit ist medienübergreifend und reicht von frühen politischen Aktionen im öffentlichen Raum bis hin zur Verschmelzung von ortsspezifischen Installationen, Fotografie und Bewegtbildern. In seinen jüngsten Filmen experimentiert er mit nichtlinearen Montage- und Collagetechniken an der Schnittstelle zwischen Dokumentation und Fiktion. Die Verbindung mit alternativen Zeiten und Phänomenen, der Einfluss der Vergangenheit auf die Gegenwart und Zukunft sowie die drängende Polemik der Manipulation des historischen Gedächtnisses, die sich aus zeitgenössischen politischen Agenden ableiten lässt, gehören zu den Hauptthemen, die sich in seinen Engagements, Initiativen und Projekten zeigen.
Ridnyi war Gründungsmitglied der Gruppe SOSka – ein Kunstkollektiv, das seinen Ursprung in Charkiw, Ukraine, hat. Er ist mitwirkender Herausgeber von Prostory, einem Online-Magazin über Kunst und Gesellschaft. Seine Werke wurden u.a. auf der Biennale für zeitgenössische Kunst in Venedig, der Biennale Schule von Kiew – Kiew, der Pinakothek der Moderne in München, der daad galerie in Berlin, der Transmediale in Berlin, dem Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe, der Galerie für Zeitgenossische Kunst in Leipzig, dem Museum für Moderne Kunst in Warschau und der Bonniers konsthall in Stockholm ausgestellt. Er war u.a. Stipendiat der Akademie der Künste in Berlin, Iaspis in Stockholm und Gaude Polonia in Krakau.
http://www.mykolaridnyi.com/
Sezgin BOYNIK ist Theoretiker und lebt in Helsinki. Er promovierte über das jugoslawische Kino der „Schwarzen Welle“. Er ist Mitherausgeber von Nationalism and Contemporary Art: Critical Reader (MM & Exit, 2007), History of Punk and Underground in Turkey (BAS, 2008), Noise After Babel: Language Unrestrained (Spector Books, 2015, mit Minna Henriksson). Zu den jüngsten Publikationen gehören In the Belly of the Beast: Art & Language New York Project (Rab-Rab Journal Vol. 4, No. 2, 2017, mit Michael Corris), Coiled Verbal Spring: Devices of Lenin’s Language (Rab-Rab Press, 2018), Free Jazz Communism (Rab-Rab Press, 2020), Sickle of Syntax & Hammer of Tautology: Concrete and Visual Poetry in Yugoslavia, 1968 – 1983 (OEI Press, 2021). Derzeit arbeitet er an einem Projekt zur Übersetzung von Ilya Zdanevichs ‚Zaum‘-Stück Yanko, Krul Albanskaya, und an der Übersetzung von Karel Teiges Buch Art Market, das in Zusammenarbeit mit dem Prager Contradictions Journal erscheinen soll. Er ist der Gründer und Chefredakteur von Rab-Rab Press in Helsinki (www.rabrab.fi). Sezgin Boynik war 2013-14 Büchsenhausen Fellow.
Daniel MUZYCZUK ist Leiter der Abteilung für moderne Kunst am Muzeum Sztuki in Łódź. Kurator der Ausstellungen Gone to Croatan (mit Robert Rumas), CoCA Toruń, HMKV, Dortmund, Sounding the Body Electric: Experiments in Art and Music in Eastern Europe 1957 – 1984 (mit David Crowley), Muzeum Sztuki, Łódź, Calvert 22, London, Notes from the Undeground: Art and Alternative Music in Eastern Europe 1968-1994 (mit David Crowley), Muzeum Sztuki, Łódź, Akademie der Künste, Berlin, The Museum of Rhythm (mit Natasha Ginwala), Muzeum Sztuki, Łódź, Through the Soundproof Curtain. The Polish Radio Experimental Studio (mit Michał Mendyk), ZKM, Karlsruhe, etc. Ko-Kurator des polnischen Pavillons der 55. Biennale von Venedig (mit Agnieszka Pindera). Veröffentlichte Texte in The Exhibitionist, Nero, Mousse und e-flux journal. Empfänger des Garage Museum of Contemporary Art Field Research Stipendiums. Teilnehmer am MoMA International Curatorial Institute, New York 2015. Mitglied von Grupa Budapeszt.
