Ash Moniz
To Be Inconvenienced
In To Be Inconvenienced befasst sich Ash Moniz mit dem Phänomen der Billigflaggen: Schiffe, die unter der Flagge einer anderen Nation (mit notorisch nachsichtigen Registrierungsanforderungen und schlechten Arbeitsbedingungen) als ihrer eigenen fahren und als „schwimmende Parzellen“ souveränen Territoriums dienen. Transportarbeiter sind dabei für die Aufrechterhaltung des „Herzblutes“ einer Nation verantwortlich und übernehmen damit eine bestimmte Art von Verantwortung im Falle einer potenziellen Bedrohung der nationalen Sicherheit. Wenn diese „Staatsbürgerschaft“ aufgrund ihrer Position zwischen Nation und Ware definiert wird, wie entsteht dann die Rückkoppelung zwischen dem Akt des Produzierens und der produzierten Sache, insofern die nationale Identität als Ware betrachtet wird? Dieses Projekt stellt daher die verschiedenen Rollen und Positionen dar, die spekulativ innerhalb dieser Rückkopplungsschleife existieren.
Im Rahmen des Büchsenhausen-Fellowships wird Ash Moniz an einem Film zu diesem Themenfeld arbeiten. Der Film wird aus einer Reihe von Episoden, die die Geschichte einer fiktiven, jedoch real anmutenden Situation erzählen, die geographisch zwar unmöglich, aber juristisch zutreffend ist. Als forensische Analyse der Konstruktionen, die diese juristischen Logiken beschreiben, werden die Episoden in Zusammenarbeit mit Jurist:innen und Rechtspraktiker:innen geschrieben, die mit dem Themenfeld der Souveränität der maritimen Arbeit besonders vertraut sind. Diese Geschichte dehnt die Implikationen dieses rechtlichen und territorialen Rahmens auf seine logischen Ziele aus, indem sie die materiellen Möglichkeiten durchbricht und Wege vorschlägt, um die rechtlichen Konturen von Land und Meer mit den Paradoxien der Materialität, die mit der Arbeit auf See einhergehen, darstellbar zu machen.
(Textvorlage: Ash Moniz)
Ash MONIZ ist ein* multidisziplinärer* Künstler*, dessen* Praxis die Medien Performance, Installation, Video und Film umfasst. In seinen* Recherchen geht es gegenwärtig um die Absicherungen von Lieferketten-Logistik und die damit verbundene Arbeit. Anhand von Interviews und mithilfe performativer Kollaborationen setzen sich die Investigationen mit der Art und Weise der Erzählung von Geschichten auseinander. Die Zeitlichkeit der Erzählstruktur der Just-in-Time-Transportlogistik wird dabei deskonstruiert. Das englische Wort „plot“ und seine historische etymologische Verbindung zwischen Landbesitz und der Anordnung der dramatischen Struktur einer Bühneinszenierung ist grundlegend dafür, wie Moniz an die Schnittstelle von Kartographie und Szenographie herangeht. Moniz arbeitet mit Artefakten, Dokumenten und gefundenen Medien, die von London 1792 bis Sokhna 2013 reichen, und „zeichnet“ systematische Bewegungsabläufe innerhalb der Wertströmungen, Subjektstatus und Kausalität „auf“.
Mit einem BA von der OCAD Universität,Toronto hat Moniz an unabhängigen Studienprogrammen wie der Raw Academy (Dakar, Senegal), dem Harun Farocki Institut (Berlin) und Mass Alexandria (Alexandria, Ägypten) teilgenommen. Einzelausstellungen fanden in der Townhouse Gallery (Kairo), dem Sishang Museum (Peking) und Birch Contemporary (Toronto) satt; Duo-Ausstellungen bei Kelder Projects (London) und Pari Nadimi (Toronto); und Gruppenausstellungen im Forum Expanded | Berlinale (Berlin), der Biennale Dakar (Dakar) und dem Minsheng Museum (Shanghai) [u.a.]. Er* lehrt am Cairo Institute for Liberal Arts and Sciences und schreibt Kunstkritiken für das ägyptische Online-Magazin Mada Masr. Moniz war von 2014-2018 Mitglied des Künstler:innenkollektivs ADL und 2014-15 stellvertretender Kurator* des AMNUA-Museums in Nanjing, China.