FAULTS AND BRIDGES

Prospecting Paths to Surmount Formative Antinomies of the Present

Foto: Andrei Siclodi

Eine Ausstellung des Büchsenhausen Fellowship-Programms für Kunst und Theorie 2022–23 | kuratiert von Andrei Siclodi | mit:

Luis Guerra

Bettina Knaup mit Beiträgen von Isabel Peterhans und Benjamin Zanon

Alice Sarmiento mit Adam David und Josel Nicolas, mit Beiträgen von Mac Andre Arboleda und Khalil Verzosa

Endi Tupja

 

ERÖFFNUNG:
Do 11. 05. 2023, 19:00

Kunstpavillon, Rennweg 8a, 6020 Innsbruck

AUSSTELLUNGSDAUER:
12. 05. – 05. 08. 2023

Flyer

Folder

Die Teilnehmer:innen am Fellowship-Programm 2022-23 zeigen in Büchsenhausen entwickelte Arbeiten und Projekte, die, unter Einbeziehung weiterer Künstler:innen und Expert:innen, mögliche Wege zum Verständnis und zur Überwindung prägender Antinomien der Gegenwart aufzeigen. Die Beiträge befassen sich mit gestischer Performativität zur Deutung der Welt, mit Monumentalität und memetischer Kommunikation in diktatorischen Regimekontexten und darüber hinaus, mit Abfall als Gemeingut und kapitalistisches „Kulturerbe“ sowie mit spezifischen historischen und geografischen Räumen durch die Verbindung politischer Unterdrückung und Trauma mit menstrual care.

 

Luis Guerra (*1974, Santiago de Chile) ist ein visueller Künstler und Philosoph. Derzeit ist er Universitätsforscher an der Akademie der Bildenden Künste, Universität der Künste Helsinki, Finnland, und Fellow der Post-foundational Contemporary Thought-Forschungsgruppe, die sich mit der kritischen und theoretischen Analyse der zeitgenössischen Ontologien von Negativität und der Frage nach der Gewalt des Fundaments beschäftigt (2022–2025, Universität Barcelona). Er war außerordentlicher Professor für Ästhetik und Theorie der Künste am BAU Universitäts-Zentrum für Kunst und Design Barcelona (2020–2022), Koordinator der GREDITS-Forschungsgruppe für Design und soziale Transformation und Mitherausgeber der wissenschaftlichen Zeitschrift Immaterial, Design, Art and Society.
Luis Guerra absolvierte ein Postdoc-Studium am Center for Artistic Research (CfAR), Universität der Künste, Helsinki, 2019–2020. Außerdem war er Fellow Resident Artist an der Saastamoinen Foundation, Helsinki (2021) und mit dem künstlerischen Forschungsprojekt Wandering Echoes, rounds and litanies as performative maps under confinement Fellow-Stipendiat der Kone Foundation, Helsinki (2020). Im Jahr 2022 erschien sein zweites Buch: Wandering Echoes, a handbook of operative losses, Errant Bodies Press, Berlin. 2017 veröffentlichte er La Inexistencia del Arte, Brumaria Editores Madrid, nach einem Forschungsaufenthalt am Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid, dank der Unterstützung der Santander Foundation (2015–2016).
Seine Praxis bewegt sich in einer Zone visueller Begegnungen zwischen Zeichnung und Handlung, zwischen Schrift und Objekt und verortet sich entlang der imaginären Linie, die die westliche Kultur zwischen Kunst und Philosophie gezogen hat. Unter den Konzepten, die seine künstlerische Forschung umrahmen, spielen vor allem drei eine zentrale Rolle: das Nicht-Domizilierte, das Echoische und das Nicht-Existierende.
https://www.luisguerra.org/

Bettina Knaup, freie Kuratorin und Autorin (Berlin), hat zahlreiche internationale Festivals, Ausstellungen und Projekte (ko-)kuratiert, darunter das International Festival of Contemporary Arts City of Women (Ljubljana, 2001–2004), performing proximities (Beursschouwburg, Brüssel, 2008), performance platform. body affects (Sophiensaele, Berlin, 2012) und das Archiv- und Performanceprojekt re.act.feminism, das von 2008 bis 2013 durch Europa tourte (u.a. Akademie der Künste Berlin, Fundació Antoni Tàpies, Barcelona, Wyspa Institute of Art, Gdańsk, Tallinn Art Hall) und 2022 im Rahmen der Manifesta 14 in Pristina eine Neuauflage erfuhr. Sie publiziert, unterrichtet und arbeitet regelmäßig mit anderen Künstler:innen und Kurator:innen zusammen.
https://www.reactfeminism.org/

Alice Sarmiento (*1985; Manila, PH) ist Autorin, unabhängige Kuratorin und Tierschutzaktivistin. Sie hat viel über Themen wie die Darstellung der philippinischen Arbeiter:innendiaspora in der zeitgenössischen Kunst, die kulturellen Auswirkungen von Dutertes Antidrogenkrieg und die Beziehung dieser Phänomene zu einer feministischen Zukunft geschrieben. 2015 war Alice Stipendiatin des kuratorischen Entwicklungsprogramms des Japan Foundation Asia Center, 2019 Stipendiatin im Bereich Kulturjournalismus an der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart. Im Jahr 2021 war sie Teilnehmerin am Young Curators Residency Program der Fondazione Sandretto Re Rebaudengo in Turin, Italien.
www.alicesarmiento.wordpress.com

Endi Tupja (*1984) ist eine Künstlerin, Filmemacherin/Storyteller und Kulturschaffende, die zwischen Berlin und Tirana lebt und arbeitet. Ihre Praxis konzentriert sich auf das Experimentieren mit Strategien der Gedächtnisregeneration und dem Potenzial des Re-Enactments mit Zeitzeug:innen. Sie erforscht die Grenzen der (Selbst-)Darstellung sowie deren tangentiale Beziehung zur Videokunst. In ihrer Suche nach Klarheit ist die Reibung zwischen dem Wesentlichen und einem Gefühl der Übertreibung allgegenwärtig. Sie versucht immer wieder, eine bestimmte Vorstellung einer etablierten institutionellen Formalität in der künstlerischen Forschung und akademischen Sprache in Frage zu stellen. Ihre Arbeiten wurden auf Festivals und in Ausstellungen in Deutschland, im Kosovo, in Mexiko, im Vereinigten Königreich, in den Niederlanden, in Georgien, in der Ukraine, in Italien, in San Marino, in Griechenland usw. gezeigt. Derzeit ist sie Stipendiatin an der Centrale Fies, LIVE WORKS Vol. 10 – Free School of Performance, wo sie ihre Forschungen zu performativen Schreib- und Inszenierungstechniken albanischer weiblicher Stimmen und Erinnerungen im italienischen Kontext zwischen 1992–2011 vertieft.
https://endintupja.wixsite.com/enditupja

Mac Andre Arboleda erkundet die Missstände im Internet durch Forschung und Dialog, Kunst und Text sowie durch Organisationsarbeit und Veröffentlichungen. Er ist Gründungspräsident des UP Internet Freedom Network, einer gemeinnützigen Organisation mit Sitz an der Universität der Philippinen, die sich für digitale Rechte durch Aufklärungsgespräche, Informationskampagnen und spezielle Projekte einsetzt. Außerdem ist er Mitbegründer und Projektleiter des Artists for Digital Rights Network, einer überregionalen Allianz ausgehend von den Philippinen und Indonesien, die sich der Unterstützung von Künstler:innen und Verfechter:innen digitaler Rechte im asiatisch-pazifischen Raum widmet. Arboleda war Stipendiat des Salzburg Global Seminar, des World Urban Parks Emerging Urban Leaders Program, des Australia Council for the Arts International Future Leaders Program, der Akademie Schloss Solitude und der Asia Foundation.

Adam David ist Autor, Buchdesigner und Mitbegründer von Better Living Through Xeroxography, kurz BLTX, einer Comic- und Zine-Ausstellung auf den Philippinen, die seit über einem Jahrzehnt das Ökosystem der Kleinpresse und des Self-Publishing fördert und zahlreiche Communities miteinander verbindet. Darüber hinaus ist er Mitbegründer von Paper Trail Projects, einem Verlag für Poesie und Prosa mit Sitz in Quezon City, Philippinen. Im Rahmen dieser Bemühungen hat er Schritte in Richtung einer umfassenderen Mission des „literarischen Vatermordes“ oder der „Trennung der künstlerischen Praxis vom Padrino-System (frei übersetzt „Mäzenatentum“)“ unternommen.

Josel Nicolas ist ein Illustrator, Autor und Stand-Up-Comedian, der vor allem für seine autobiografische Graphic Novel Windmills bekannt ist – eine Coming-of-Age-Serie über das Aufwachsen zwischen einer katholischen Universität in Manila und einer konservativen Stadt nur wenige Stunden von der Metropole entfernt. Seine fortlaufenden Illustrationen sind unter anderem im Magazin VICE und in Erik Mattis Film Buy Bust (2018) erschienen. Zudem hat er den langlaufenden Strip Doc Brick: Scientist + Problem Solver in der Kinderzeitschrift K-Zone gestaltet.

Khalil Verzosa ist Künstler, Filmemacher und Mitglied von Barrio 99 – ein Videoproduktionsunternehmen, das Kunst und Gesellschaftskommentar durch progressives und einzigartiges Storytelling miteinander verbindet. Verzosa, geboren und ansässig in Manila, Philippinen, ist bekannt für Beastmode: A Social Experiment, ein 2018 erschienener Spielfilm, der lose auf einem viralen Video basiert, in dem Verzosa von einem philippinischen Schauspieler verprügelt wird, der zu diesem Zeitpunkt für seine öffentlichen Schlägereien berüchtigt war. Artikel und Kritiken sowohl über das ursprüngliche Video, das viral ging, als auch über den Spielfilm, der zwei Jahre später veröffentlicht wurde, bestätigten, dass Beastmode in der Tat ein Experiment war, um nicht nur Männlichkeit sondern auch die Tendenz solcher viral gehender Bilder und den öffentlichen Diskurs – sowie die Lynchmorde, die ­infolge stattfinden – darzustellen.

Isabel Peterhans (*1986), freischaffende Illustratorin und Comickünstlerin, lebt und arbeitet in Innsbruck. Sie studierte Illustration an der Hochschule Luzern – Design & Kunst und an der Bezalel Akademie in Jerusalem. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet, darunter ihr 2014 erschienenes Buch Yallabyebye mit Förderpreisen der Zeugindesign-Stiftung und der Wilhelm Wirz-Stiftung Basel. Isabel Peterhans’ Publikationen erscheinen in internationalen Zeitschriften sowie Büchern. Gezeichnete Reportagen veröffentlichte sie unter anderem im Freitag (D), WOZ (CH) und Strapazin (CH). In der Serie Rest in Colors (2021), einer ihrer jüngsten Arbeiten, setzt sich Peterhans mit der Abfallproduktion in ihrem eigenen Atelier auseinander, in dem sie mit Farbresten gebrauchte Verpackungen bemalt und sie somit dem Prozess des Verschwindens entzieht. Für das von der Initiative Minderheiten Tirol gegründete Projekt re:framing jenisch (2022) zeichnete Peterhans in Zusammenarbeit mit der Autorin Simone Schönett eine Online Graphic Novel. Diese nimmt das tabuisierte Thema der Gewalt gegen Menschen jenischer Herkunft in den Blick.
https://www.isabelpeterhans.ch

Benjamin Zanon studierte Architektur an der technischen Universität in Wien (2001–2004), anschließend bis 2006 Philosophie an der Universität Wien. 2008 wechselte er nach Düsseldorf und begann dort das Studium der freien Kunst, Bildhauerei an der dortigen Kunstakademie. Ab 2009 studierte er in der Klasse von Professor Richard Deacon, der ihn 2014 zum Meisterschüler ernannte. Im Februar 2015 schloss er das Studium ab. Seit 2015 lebt und arbeitet er als bildender Künstler in Innsbruck/Tirol. Zanon beteiligte sich an Ausstellungen in Österreich, Deutschland, Italien und der tschechischen Republik. Zuletzt wurde seine Arbeit mit dem Hilde-Zach Stipendium der Stadt Innsbruck ausgezeichnet (2022).
www.benjamin-zanon.at

Veranstaltungsort

Kunstpavillon
Rennweg 8a
A-6020 Innsbruck

+43 512 58 11 33
office@kuveti.at