Start Up Lectures 2023-24
Präsentationen der neuen Fellows 2023-24: Agil Abdullayev, Hori Izhaki, Tatiana Fiodorova-Lefter

Das Fellowship-Programm für Kunst und Theorie stellt im 21. Jahr seines Bestehens Arbeitsvorhaben in den Mittelpunkt, die sich brandaktuell in unsere von wachsenden identitätspolitischen Antagonismen und Verschiebungen geprägten Gegenwart einschreiben.
Die Teilnehmer:innen 2023-24 Agil Abdullayev (Baku), Tatiana Fiodorova-Lefter (Chișinău) und Hori Izhaki (Berlin / Tel Aviv-Jaffa) werden sich, ihre Arbeit und ihre Vorhaben im Rahmen der Start Up Lectures 2023-24 am Freitag, dem 26. Jänner 2024 in Büchsenhausen vorstellen:
Agil Abdullayev wird in Büchsenhausen seine umfassende vierjährige Feldforschung über die queere Cruising-Kultur in Aserbaidschan sowie in einigen Nachbarländern in der Kaukasus-Region und in Zentralasien in eine filmische Arbeit umsetzen.
Durch dekoloniale Praktiken des Schreibens und diskursiven Reflektierens möchte Tatiana Fiodorova-Lefter ihre eigene (post)sowjetische Identitätswerdung in einem realpolitisch besonders labilen Habitat – der zwischen der Ukraine und Rumänien gelegenen Republik Moldau – befragen.
Identitätspolitik und virtualisierte Erinnerungskultur sind zentrale Themen in der Arbeit von Hori Izhaki. Geboren und aufgewachsen in Israel in einer arabisch-jüdischen Familie mit Wurzeln in Marokko und im Irak, adressiert die Künstlerin in ihrem Arbeitsvorhaben Fragen der Postmemory und Identitätskonstruktion anhand eigener Erfahrungen in unterschiedlichen kulturellen Kontexten.
Nach den vier Präsentationen laden wir Sie/Euch herzlich ein, mit den Fellows ins Gespräch zu kommen. Für Speisen und Getränke wird gesorgt sein!
Fellows 2023-24:
Agil Abdullayev ist ein:e interdisziplinäre:r Künstler:in aus Aserbaidschan. Agil übt deren Tätigkeit in Form von Film, Malerei und Performance aus. In deren semi-biografischer Praxis untersucht Agil die nicht ausreichend dokumentierte queere Geschichte des Südkaukasus und deren Formung durch soziopolitische Einflussnahme in Aserbaidschan und anderen südkaukasischen Ländern. Agils Filme lesen den queeren Körper als ein Archiv, das queere Ängste anspricht; sie verweisen auf Eskapismus und queere Utopien und zielen darauf ab, einen Möglichkeitsraum zu schaffen, in dem Darstellungen queerer Erzählungen unterbrochen, neu artikuliert und neu erfunden werden können.
Agil hat einen BA in Bildender Kunst von der Nottingham Trent University und nahm an der Skowhegan School of Painting and Sculpture teil. They wurde von der Prince Claus Foundation und dem SudKultur Fund ausgezeichnet und hat auf der Liverpool Biennale, der Wrong Biennale, in der South London Gallery, der Photographers‘ Gallery, in der Tate Modern, dem Asian Art Museum, dem Peabody Essex Museum, dem Goethe Institut in Baku und Tiflis und dem MoMA Tiflis ausgestellt.
https://agilabdullayev.info/
Tatiana Fiodorova-Lefter ist eine Künstlerin, Kulturarbeiterin, Kuratorin und Dozentin aus der Republik Moldau. Als Künstlerin verwendet sie eine Vielzahl von Medien, darunter Zeichnung, Malerei, Installation, Fotografie und Performancekunst, macht Künstler:innenbücher und realisiert interdisziplinäre Projekte. Mithilfe partizipativer sozialer Praktiken setzt sie sich, bisweilen kommentierend, mit zeitgenössischen, politischen, und sozialen Themen auseinander. Ausgehend von ihrem Interesse an sozialer und politischer Geschichte konzentriert sie sich auf den postsowjetischen Übergang sowie auf Fragen von Geschlecht und postsowjetischer Identität und beschäftigt sich mit Fragen des Kolonialismus und der Globalisierung. Die Künstlerin positioniert sich selbst als postsozialistisches Subjekt, sie schreibt sich ein in einen kritischen Diskurs zum Verständnis ihrer Identität durch die postsowjetische Erfahrung im Rahmen der alltäglichen globalen Kolonialität, die sie als integrales Merkmal der Moderne begreift. Dieses Subjekt, so Fiodorova-Lefter, findet sich in einer sich rasch verändernden postkapitalistischen Welt wieder, die in den vergangenen drei Dekaden kolossale widersprüchliche und komplexe Transformationen erlebt hat. Mit ihrer kritischen Betrachtung der Zuordnung eines jeden Menschen an einen bestimmten Platz in der bestehenden Welthierarchie hinterfragt die Künstlerin ihre Rolle in dieser neuen globalen Weltarchitektur. Seit 2008 präsentiert sie ihre Arbeiten in Einzel- und Gruppenausstellungen und auf Festivals in Europa. 2023 gründete sie das Nomad Bureau for Art Research – eine Plattform bzw. einen von Künstler:innen betriebenen nomadischen Raum in Chişinău.
www.tatianafiodorova.wordpress.com
https://www.instagram.com/tfiodorova_lefter/
Hori Izhaki ist eine in Berlin ansässige multidisziplinäre Künstlerin aus Tel Aviv-Jaffa. Ihre Arbeiten wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen in Museen, Galerien, Festivals und Kunstmessen im Nahen Osten und in Europa gezeigt, darunter im Jüdischen Museum Berlin, im Volkskundemuseum Wien und im CLB Berlin.
Mit ihrer Kunst strebt sie nach zeitlichen Mechanismen, Strukturen und Arrangements, die sie aufbaut, damit sie zerfallen und scheitern (wie jede Utopie). Sie ist inspiriert von den Mechanismen soziologischer Phänomene, deren Verankerung in sozialen Ritualen und der Möglichkeit, mit diesen zu spielen. Davon ausgehend erforscht sie Fragen der Identität im Zusammenhang mit dem (kollektiven wie persönlichen) Gedächtnis, Traumata und den Kolonialismus des (weiblichen) Körpers sowie dessen Repräsentation.
Für Izhaki ist die Situierung ihrer Werke zwischen den Disziplinen eine Entscheidung, die dem Hinterfragen dient. Indem sie sich die unlösbare Frage stellt, was wodurch ausgelöst wird, geht das Medium aus dem Thema hervor, und das Thema entsteht durch das Medium. An der Schnittstelle zwischen dem Natürlichen, dem Technologischen und dem Symbolischen arbeitet sie mit Performance, Installation, Sprache, Video, und Skulptur, sowie mit temporär entstehenden partizipativen Gemeinschaften.
www.horiizhaki.com/
Veranstaltungsort
Künstler*innenhaus Büchsenhausen





