Tatiana Fiodorova-Lefter
In Ruins/“In Search of Identity”
Tatiana Fiodorova-Lefters Projekt In Ruins/“In Search of Identity“ ist eine Fortsetzung ihrer Forschung über den postsowjetischen Raum und ihrer Suche nach der eigenen Identität, in einem erweiterten sozio-politischen Kontext betrachtet. Geboren und aufgewachsen in der Sowjetrepublik Moldau, erfolgte ihre Ausbildung zur Künstlerin erst in den 2000er Jahren. Fiodorova-Lefters künstlerische Investigation setzt sich mit der verlorengegangenen sowjetischen sowie der Konstruktion einer neuen Identität, diesmal jener einer moldawischen Frau, die mit neuen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Problemen konfrontiert ist. Identität wird durch den historischen Prozess abgeschnitten und umgestaltet. Es ist ein komplexer und dynamischer Vorgang, der sich unter dem Einfluss verschiedener historischer, kultureller, sozialer und persönlicher Faktoren ständig verändert. Fiodorova-Lefter untersucht in diesem Zusammenhang die Spuren der Kehrseite des sowjetischen Modernisierungsprojekts, aber auch die Etablierung des neoliberalen Globalismus und die damit verbundenen Herausforderungen. Um das sowjetische Projekt durch einen dekolonialen Diskurs beziehungsweise durch dekoloniales Schreiben zu überdenken, versuchen Künstler:innen, zu ihren kulturellen, historischen und ursprünglichen Wurzeln zurückzugelangen und sich mit ihnen zu verbinden. In diesem Sinne sammelt Tatiana Fiodorova-Lefter Fragmente und „verstreute Perlen“ ihrer Identität und setzt vorsichtig ihre Erinnerungen wieder zusammen, um Verlorengegangenes neu zusammenzustellen.
Text: Tatiana Fiodorova-Lefter
Я, ТЫ, ОН, ОНА/I, YOU, HE, SHE
von Tatiana Fiodorova-Lefter
I decolonize myself
You decolonize yourself
He/She decolonizes himself/herself
We decolonize ourselves
They decolonize themselves
The whole world decolonizes itself.
Tatiana Fiodorova-Lefter ist eine Künstlerin, Kulturarbeiterin, Kuratorin und Dozentin aus der Republik Moldau. Als Künstlerin verwendet sie eine Vielzahl von Medien, darunter Zeichnung, Malerei, Installation, Fotografie und Performancekunst, macht Künstler:innenbücher und realisiert interdisziplinäre Projekte. Mithilfe partizipativer sozialer Praktiken setzt sie sich, bisweilen kommentierend, mit zeitgenössischen, politischen, und sozialen Themen auseinander. Ausgehend von ihrem Interesse an sozialer und politischer Geschichte konzentriert sie sich auf den postsowjetischen Übergang sowie auf Fragen von Geschlecht und postsowjetischer Identität und beschäftigt sich mit Fragen des Kolonialismus und der Globalisierung. Die Künstlerin positioniert sich selbst als postsozialistisches Subjekt, sie schreibt sich ein in einen kritischen Diskurs zum Verständnis ihrer Identität durch die postsowjetische Erfahrung im Rahmen der alltäglichen globalen Kolonialität, die sie als integrales Merkmal der Moderne begreift. Dieses Subjekt, so Fiodorova-Lefter, findet sich in einer sich rasch verändernden postkapitalistischen Welt wieder, die in den vergangenen drei Dekaden kolossale widersprüchliche und komplexe Transformationen erlebt hat. Mit ihrer kritischen Betrachtung der Zuordnung eines jeden Menschen an einen bestimmten Platz in der bestehenden Welthierarchie hinterfragt die Künstlerin ihre Rolle in dieser neuen globalen Weltarchitektur. Seit 2008 präsentiert sie ihre Arbeiten in Einzel- und Gruppenausstellungen und auf Festivals in Europa. 2023 gründete sie das Nomad Bureau for Art Research – eine Plattform bzw. einen von Künstler:innen betriebenen nomadischen Raum in Chişinău.
www.tatianafiodorova.wordpress.com
https://www.instagram.com/tfiodorova_lefter/