Sandra Schäfer

on the set of 1978ff

1978/79 wurde im Iran das Schah-Regime gestürzt und kurze Zeit später die Islamische Republik gegründet. Diese Umbrüche wurden vielfach als anti-monarchistische, antiimperialistische, nationalistische und/oder religiöse Revolution interpretiert. Sie wurden nicht nur von überzeugten AnhängerInnen des Revolutionsführers Khomeini initiiert, sondern von einer breiten Basis aus SozialistInnen, ArbeiterInnen, Armen und UnterstützerInnen aus der bürgerlichen Mittelschicht – von Feministinnen bis zu Religiösen – mitgetragen.

Aber wie verwandelte sich diese Revolution in eine scheinbar homogenisierende islamische Revolution? Und warum wurde die Gründung der Islamischen Republik von Menschen mit derart verschiedenen politischen Überzeugungen und aus so verschiedenen Fraktionen unterstützt? Dies sind zwei zentrale Fragen, die Sandra Schäfer in ihrer groß angelegten filmischen Recherche on the set of 1978ff verfolgt.

Dieses spezifische historische Ereignis wie auch der Prozess der Politisierung des Islams, der zur Gründung einer Islamischen Republik führte, sind in der so genannten muslimischen Welt einmalig. Aus diesem Grund stellen sich zwangsläufig weitere Fragen: In welcher Weise könnte eine historische Rekonstruktion und Reflexion der Ereignisse ein tieferes Verständnis der gegenwärtigen Situation eröffnen und mögliche Perspektiven aufzeigen? Wie nahm die Iranische Revolution – abgesehen von den Dynamiken im Land selbst – Einfluss auf die Nachbarländer, auf den Mittleren Osten und auf den Westen/den globalen Norden? Was führte zur heutigen Wahrnehmung des politischen Islams als weltweites Phänomen, das sich nicht auf die arabisch/persische Region reduzieren lässt, sondern sich in einer durch Migration und Medien geprägten globalisierten Welt auch im Westen bzw. globalen Norden eingeschrieben hat und sich weiter auf dem afrikanischen und asiatischen Kontinent manifestiert?
Sandra Schäfer

Im Künstlerhaus Büchsenhausen arbeitete Sandra Schäfer an einer Fortsetzung ihrer Untersuchungen, die sie auf den Einfluss der Islamischen Revolution auf die Türkei ausdehnte.

Im Sommersemester 2012 präsentierte Sandra Schäfer inhaltliche Schwerpunkte ihrer Arbeiten und Arbeitsweisen im Seminar Literaturtheorien – Öffentlichkeit/en der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft, Institut für Sprachen und Literaturen der Universität Innsbruck, das unter der Leitung von Julia Prager im Künstlerhaus Büchsenhausen stattfand.

Sandra SCHÄFER lebt als Künstlerin und Autorin in Berlin. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit der Repräsentation von Gender, Urbanismus und (Post-)Kolonialismus. Sie arbeitet mit Schwerpunkten auf Film und Videoinstallation sowie in kollektiven Zusammenhängen mit KünstlerInnen und TheoretikerInnen in Kabul, Teheran, London, Barcelona und Berlin.www.mazefilm.de