Inga Zimprich

Die Vereinten Nationen

In diesem Projekt ging Inga Zimprich dem performativen Versprechen der Vereinten Nationen nach. Zimprich dazu: „In den Formaten, die die Abläufe der Vereinten Nationen konstituieren – wie die General Assembly, die Übersetzung in ihre offiziellen Sprachen, das strikte Protokoll, die Spokesperson, das Media-Stake-Out, Beschlüsse und Empfehlungen – kommt Sprache in einer Form zum Einsatz, die die Vereinten Nationen als Ort großer performativer Kraft etablieren. Sie verankern internationales Gewohnheitsrecht, verabschieden Resolutionen, die stets auf vorangegangene Dokumente und Beschlüsse verweisen, als zöge sich in ihnen die eigene Geschichte zusammen, um so die Institution voranzuschreiben.

Sich dem Sprachgebäude der unablässig tätigen globalen diplomatischen Instanz künstlerisch zu nähern, kann heißen, die sich ergebenden Begriffe von Institution herauszulösen und sich anzueignen, um sie erneut zu durchlaufen und zu einem anderen performativen Einsatz zu bringen: Welche Formen des Einberufens, des Ausführens und Aufrufens lassen sich durch künstlerische Verfahren herstellen? An welchen Ort der Versammlung und der politischen Gemeinschaft kann künstlerisches Handeln einladen? Wie verfahren künstlerische Gesten der Einberufung mit Faktoren wie Permanenz, Kontinuität oder Chronologie? Wie verhält sich der Sprachort künstlerischer Handlung zum international etablierten Sprachort der Diplomatie?“

Inga Zimprich führte mit der Faculty of Invisibility FOI (mit Paul Gangloff, Sönke Hallmann und Gästen) ihre vorangegangene Recherche zu den Vereinten Nationen fort. Im Hinblick auf Modi politischer Verhandlung und Versammlung, wie sie in den Vereinten Nationen zutage treten, arbeitete die FOI 2010 unter anderen mit der Transmission Gallery Glasgow, der Shedhalle Zürich, dem Flutgraben e. V. Berlin und permanent am Künstlerhaus Büchsenhausen. An diesen verschiedenen Orten führte die FOI inkraftsetzende Akte wie beispielsweise Satzung, Mitgliedschaft oder Verfassung aus oder versuchte, auf diese einzuwirken. Damit beabsichtigte die FOI, diese verschiedenen Institutionen zueinander in Beziehung zu setzen und zwischen ihnen den Ort zu adressieren, an dem – eben wie in den Vereinten Nationen als exemplarischem diplomatischem Verhandlungsraum – Sprache, Gesetz und Gemeinschaft ineinanderschnellen.

Im Rahmen des Seminars Gender Studies der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft, Institut für Sprachen und Literaturen der Universität Innsbruck, das unter der Leitung von Julia Prager stattfand, präsentierte Inga Zimprich die inhaltlichen Schwerpunkte ihrer Arbeit und ihre Arbeitsweisen.

Inga ZIMPRICH (*1979) lebt als Künstlerin und Kuratorin in Berlin. In den zumeist gemeinschaftlichen Arbeiten, an denen sie mitwirkt, steht das Sprachsystem der zeitgenössischen Kunstinstitution im Vordergrund. Seit 2006 erarbeitet sie kontinuierlich verschiedene kuratorische und künstlerische Produktionen in der Ukraine. Inga Zimprich arbeitet unter anderem intensiv mit Sönke Hallmann (Theorie) und Paul Gangloff (Design) zusammen.
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